Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 146
(PDF, 79 MB)
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Mittelalterliche Zünfte in Kenzingen

Seiina Schorn

In der mittelalterlichen Stadtentwicklung spielten auch die Zünfte ab dem
ausgehenden 12. Jhd. und dem einsetzenden 13. Jhd. eine immer größere
Rolle. Dabei handelte es sich um freie Einungen,1 sogenannte freiwillige
Zusammenschlüsse, welche auf gleichem Konsens und Vertrag beruhten.2 Die
mittelalterlichen Handwerkszünfte verbanden sich unter Eid miteinander,3
wodurch der Genossenschaftsgedanke verdeutlicht und gestärkt werden sollte.4

Neben der Entstehungstheorie der freien Einung, welche von Georg v. Below
(1887) geprägt wurde, gibt es noch weitere, u.a. die der Einsetzung durch
städtische Obrigkeit. Damit ist gemeint, dass der Stadtherr die Zünfte einsetzte,
damit diese die örtliche Marktkontrolle ausübten.5 Friedrich Keutgen (1903)
kann hier als Hauptvertreter der These genannt werden. Da auch die heutige
Forschung nicht sagen kann, welche der beiden aufgeführten Ansätze nun eine
Allgemeingültigkeit veranschlagen kann, wird die Zunftentstehung heutzutage
als eine wechselseitige Ergänzung der beiden Theorien beschrieben.6

Die Blütezeit der Zünfte hierzulande kann zwischen dem 13. und dem 17. Jhd.
datiert werden.7 Mit dem 1731 eingeführten Reichshandwerksgesetz verloren
die Zünfte einen großen Teil ihrer Macht8 und wurden schließlich durch die
Gewerbebefreiung 1862 vollständig aufgelöst.9

In den Zünften waren neben den Handwerksmeistern auch die Gesellen,
Lehrlinge und Lohnarbeiter zu finden. Man unterschied dabei zwischen
vollwertigen Zunftmitgliedern und Mitgliedern mit eingeschränktem Zunftrecht.
Sie unterschieden sich dabei in ihren Rechten und Pflichten.10

Im Hinblick auf die Organisations- und Rechtsform bauten die mittelalterlichen
Zünfte auf den Bruderschaften auf, wodurch die Kirche als Bezugs- und
Ausgangspunkt anzusehen ist.11 Der damit zusammenhängende religiöskaritative
Charakter zeigt sich besonders darin, dass die Zunftmitglieder durch
den geleisteten Eid dazu verpflichtet waren, anderen Genossen Schutz und Hilfe
zu spenden.12

Auch die Teilnahme an kirchlichen Prozessionen lässt den religiösen Charakter
der damaligen Zünfte erkennen. Diese dienten den Zünften dazu, sich in der
Öffentlichkeit zu präsentieren und zur Vermittlung von Identität sowie dem
Zusammenhalt innerhalb der Zunft.13 Dieser Zusammenhalt zeigt sich z.B. darin,
dass die Mitglieder „von der Wiege bis zur Bahre"14 versorgt wurden. Hierzu
zählte das gemeinsame Planen und Feiern von Festen, wie z.B. der Taufe, der
Hochzeit oder auch der Beerdigung.15

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