http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0156
Die innere Stadtmauer verläuft nach Westen in Haus Hauptstraße 4. Der weitere
Verlauf nach Westen entspricht der südlichen Bauflucht der Häuser Unterer Zirkel
3-11. Der weitere Verlauf nach Osten entspricht der südlichen Grundstücksgrenze
zwischen den Gebäuden Hauptstraße 3 und 5. Der innere Stadtgraben war
tatsächlich 14 m breit. Er wurde mit einer zweibogigen Steinbrücke überspannt.
Der Durchmesser jedes Bogens maß etwa 7 m. Die Gesamtbreite der Brücke
betrug circa 5 m, wobei die Fahrspur selbst etwa 3,8 m betragen haben dürfte.
Da die Tordurchfahrt 3 m betrug, konnten sich auf der Brücke zwei Fuhrwerke
begegnen, aber jeweils nur ein Fuhrwerk das Tor passieren. Da in der Brücke
außer Bachwacken auch Bruchsteine und Backsteine verbaut waren, dürften die
vorliegenden Reste im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit entstanden sein.
Auszuschließen ist eine Entstehung nach circa 1750, weil nun der Stadtgraben
nach und nach verfällt wurde und ein derartiges Bauwerk damals wohl kaum
umgesetzt worden wäre. Die größte Wahrscheinlichkeit besteht in der Annahme,
dass die steinerne Brücke in der Zeit nach 1495 errichtet wurde, als die Landstraße
durch die Stadt geführt werden durfte und die Belastung durch die Fuhrwerke
nun erheblich größer gewesen sein dürfte. Nicht zuletzt diente eine steinerne
Brücke auch der Selbstinszenierung der Bürgerschaft. Die äußere, aus Kalk- und
Sandsteinen errichtete Futtermauer war 1 m breit.
Unmittelbar vor dem inneren Stadtgraben befand sich ein etwa 7 m breiter
Zwischenraum, der als Weg genutzt wurde. Daran schließt sich ein weiteres
Gebäude an, bei dem es sich um ein Torhäuschen bzw. eine Zollstation handeln
dürfte. Schriftquellen dazu sind nicht bekannt. Festgestellt wurde eine aus
Buntsandstein, Kalksteinen und Ziegelfragmenten errichtete Mauer mit 6 m
Länge und 0,9 m Breite. In dem Plan ist seine Größe mit 8 x 8 m dargestellt,
wobei aufgrund der ungenügenden Angaben diese Darstellung nicht sicher ist.
Da die westliche Mauer nicht angeschnitten wurde, ist diese Rekonstruktion nicht
gesichert. Ob das Gebäude einen quadratischen Grundriss oder wie das Torhaus
im Süden (s.u.) einen längsrechteckigen Grundriss aufwies, lässt sich nicht
bestimmen.
Bei vielen Städten im deutschen Südwesten wurde die breite Hauptstraße im
Bereich des Tores dadurch verengt, dass ein zusätzliches Haus (ein sogenanntes
Orthaus) im Straßenraum errichtet wurde und zwar so, dass es an das Stadttor
angebaut wurde. Dies ist durch historische Fotografien aus dem frühen
20. Jahrhundert auch in Kenzingen zu belegen. Ursprünglich ruhte das Haus östlich
des Stadttores mit seinem Fundament auf dem des Tores. Um einen besseren
Zugang zur Stadt zu gewährleisten, erfolgte nach dem zweiten Weltkrieg der
Abbruch des 1945 durch einen Granateneinschlag schwer beschädigten Hauses.
Weiterfuhrende Erkenntnisse zur Gestaltung der Stadtbefestigung werden weiter
unten diskutiert.
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