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Die Grabung am Obertor (2020)
Auch hier wurden die Fundamente des Torturmes, der Stadtmauer, der steinernen
Brücke über den inneren Graben und die Fundamente des äußeren Tores
dokumentiert. Die Grabungen erfolgten durch die Firma AAB (Grabungsleiter
Christoph Kutz).5
Die Fundamente des Torturmes messen circa 2 m, die Grundfläche kann mit
9,6 x 9,6 m angegeben werden. Der Torturm ist direkt an die Stadtmauer (bzw.
ebenfalls Futtermauer des inneren Stadtgrabens) angebaut. Die Breite der
Stadtmauer konnte mit 1,12 m festgestellt werden. Die Innenseite scheint mit der
Mauer des Torturmes verzahnt zu sein. Jedoch unterscheiden sich die Mauern in
der Verwendung des Mörtels. Während das Fundament des Stadttores aus einem
unregelmäßig lagenhaften Verbund besteht, wurde die Stadtmauer aus einer
unregelmäßigen Schichtung aus Sandsteinbrocken und sehr viel Mörtel gebildet.
Dies spricht gegen eine Gleichzeitigkeit beider Bauwerke. Nur der Teil der Mauer,
der gleichzeitig die Futtermauer des Stadtgrabens darstellte und dadurch sichtbar
war, bestand aus gleichförmigen Sandsteinen.
Reste der Stadtmauer sind auch im Keller des Gasthauses Beller vorhanden
(Hinweis H.-J. van Akkeren). Feine Risse in der Fassade des Gasthauses zeigen,
dass sich der über dem verfüllten Stadtgraben errichtete Gebäudeteil in der
Zwischenzeit leicht abgesenkt hat.6
Der Stadtgraben ist hier 14,8 m breit. Auch er wurde durch eine zweibogige
Steinbrücke überquert. Die 0,6 m starken Bögen haben eine Länge von 7,1 m
(innerer Bogen) bzw. 3,3 m (äußerer Bogen). Zwischen ihnen befand sich ein
2.4 m breiter Sockel aus Sandstein. Die festgestellte Breite der Brücke beträgt
2.05 m. Die äußere Futtermauer ist 0,6-1,0 m stark.
6,1 m jenseits des inneren Stadtgrabens fand sich eine mindestens 8,2 m, vermutlich
sogar 9,6 m lange, Nordost-Südwest verlaufende Mauer aus sauber gearbeiteten
Sandsteinquadern. Das Ende im Nordosten wurde eindeutig festgestellt, das Ende
im Südwesten ist durch rezente Störungen nicht mehr genau festzustellen. Die
Mauer wird Teil eines weiteren Torhauses sein. Die angetroffene Mauer befindet
sich etwa in der Mitte der heutigen Straße. Dies lässt vermuten, dass durch den
Bau des Torhauses die Durchfahrt auf die Breite eines einzigen Wagens reduziert
wurde. Setzt man diese Breite mit etwa 2 m an, so dürfte die Breite des Torhauses
etwa 4 m betragen haben. Mit einer Grundfläche von 9,6 x 4 m handelt es sich
um ein längsrechteckiges Gebäude. Aufgrund der vom sicher mittelalterlichen
Torturm abweichenden Bauweise (präzise Sandsteinquader versus Bruchsteine) ist
eine Gleichzeitigkeit mit Sicherheit auszuschließen. Wesentlich wahrscheinlicher
ist eine Datierung des äußeren Tores in die Frühe Neuzeit (16./17. Jahrhundert).
Das Zollhaus bei dem Oberen Tor wird in den Ratsprotokollen von 1664 als
reparaturbedürftig erwähnt.7
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