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Auf dem 1730 entstanden Deckengemälde der St. Laurentiuskirche ein Kenzingen
ist die Stadt von Süden her dargestellt. Schon Hans-Jürgen van Akkeren hat
vor einigen Jahren die darauf dargestellten Gebäude richtig als das ehemalige
Torhaus und dahinter die beiden Stadttortürme identifiziert. Auch wenn in dieser
Darstellung das äußere Torhaus wohl etwas zu dominant wiedergegeben ist, so
handelt es sich um die einzige Abbildung* dieses Gebäudes und belegt, dass es
Anfang des 18. Jahrhunderts noch gestanden hat. Da es auf dem Harscher-Plan von
1778 nicht mehr dargestellt ist, dürfte es zwischen 1730 und 1779 abgebrochen
worden sein.
Präzise Hinweise auf die Datierung der angetroffenen Befunde gab es nicht. Da
nur wenige Erdbefunde untersucht wurden, war die Ausbeute an datierbaren
Funden erwartungsgemäß gering. Die wenigen Funde (v.a. aus dem Bereich des
Grabens) sind spätmittelalterlich und frühneuzeitlich, was nur bestätigt, dass die
Gräben im Verlauf der Neuzeit verfällt wurden.
Diskussion der Ergebnisse
Die Grabungen zeigen, dass die Stadtumwehrungen bei beiden Toren sehr gut
vergleichbar sind. Die Tortürme hatten eine Grundfläche von circa 10 x 10 m,
der innere Stadtgraben eine Breite von gut 14 m und die zweibogige Brücke eine
Breite von etwa 3,8 m. Zwischen dem inneren und dem äußeren Stadtgraben
befand sich ein etwa 14-16 m breites, weitgehend unbebautes Gelände, das als Weg
zwischen den Befestigungen genutzt wurde. An den beiden Eingängen in die Stadt
entstanden hier zusätzliche Torhäuser bzw. Zollstationen. Diese Einheitlichkeit
bedeutet, dass die Bauelemente weitgehend gleichzeitig entstanden sein dürften.
Innere Stadtumwehrung
Ganz offensichtlich bildet der Obere Zirkel und der Untere Zirkel den Weg, der den
Stadtgraben außen begleitet. So lässt sich der Verlauf der Stadtmauer parallel zu
den genannten Wegen im Abstand von 14 m auch anhand der Parzellengrenzen und
der Bebauung weitgehend nachvollziehen. Vom Niedertor ausgehend, bildet die
Stadtmauer die Parzellengrenze zwischen Hauptstraße 3 und 5, verläuft nach Osten
weiter als nördliche Begrenzung der Häuser in der Hirschengasse (Nordseite) und
weiter zur Nordostseite von Kirchplatz 7. Durch die bauhistorische Untersuchung
des Gebäudes Schwabentorstraße 5 durch Burkhard Lohrum wurde eine Mauer auf
der Ostseite der Gebäude dokumentiert, bei der es sich um die Stadtmauer handelt.
Dies deutet daraufhin, dass die gesamte, aus schmalen Häusern gebildete Bebauung
auf der Ostseite der Schwabentor Straße und Alte Schulstraße ursprünglich von
innen an die innere Stadtmauer angebaut war. Die innere Stadtmauer verläuft vom
Obertor nach Osten parallel zur Kapellenstraße.
*Die Pforte, 10. und 11. Jahrgang 1990/91, Klaus Weber, S.37, E-Book: dl.ub.uni-freiburg.de/
diglit/pforte-1991 -10-11/0039
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