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2019 sowie 2020 kann die Mindestbreite des Stadtgrabens mit 14-16 m und seine
Mindesttiefe mit 2,5 m angegeben werden. Die äußere Stadtmauer war etwa 1450
m lang, etwa 1 m breit sowie mindestens 3 m hoch. Die Breite der Kleinen Elz ist
mit 11,5-15 m anzugeben, ihre Länge mit ca. 1000 m. Über die Gräben führten
zumindest in der Neuzeit Brücken aus Stein. Vor den äußeren Gräben befand sich
je ein Torhäuschen.
Anhand dieser Angaben lässt sich für die gesamte Stadtbefestigung auch das
gemauerte Bauvolumen von gut 20.000 m3 berechnen. Der Aushub für die Gräben
bemisst sich auf gut 80.000 m3.
Anhand von Hinweisen aus anderen Städten wird deutlich, dass der Bau von
doppelten Befestigungen von Anfang an geplant war. Das bedeutet, es handelt
sich um ein Gesamtkonzept, das mit dem Zeitpunkt der Stadtgründung vorlag.
Die gesamte Stadtbefestigung wurde ab der Stadtgründung 1249 innerhalb von
etwa zwei Generationen errichtet (1318 ist der äußere Graben erwähnt).
Damit lässt sich ungefähr die Jahresleistung von etwa 2000 m3 abschätzen. Geht
man von nur 200 Arbeitstagen aus, ergibt sich ein tägliches Bauvolumen von
10 m3. Geht man ferner von einem Bautrupp mit 10-20 Personen aus, die sich
Aushub, Transport und Maurerarbeiten teilten, ist diese Aufgabe in dieser Zeit
durchaus realisierbar. Denkbar ist auch, dass zunächst die Gräben ausgehoben
wurden, dann die innere Mauer und erst zum Abschluss die äußere Mauer errichtet
wurde. Nicht ungewöhnlich wäre es, wenn zumindest die äußere Mauer zunächst
nur als Brustwehr errichtet wurde, und erst zu einem späteren Zeitpunkt erhöht
worden wäre. Hier darf man durchaus eine gewisse Flexibilität und Dynamik
in der Ausführung voraussetzen. Finanziert wurden die Baumaßnahmen in der
Regel durch das sogenannte Umgeld, das sich aus Abgaben auf die auf dem Markt
angebotenen und verkauften Waren sowie der Getränkesteuer zusammensetzt.
Zum Kloster Wonnental
Das Fragment eines Grabsteines beim Kloster Wonnental wurde schon 2020
vorgestellt. Da es erst kurz vor Abschluss des Manuskriptes bekannt wurde, fehlte
die Zeit, sich intensiver damit zu beschäftigen. Der Rest der Inschrift („TIS SA")
kann zu „Abbatissa" (=Abtissin) ergänzt werden. Somit handelt es sich um das
Fragment eines Grabsteines einer Äbtissin von Wonnental. Da das Kloster ab
um 1240 bis zur Säkularisation an der bekannten Stelle Bestand hatte, und das
Schriftbild des Grabsteines nicht nach 1400 entstanden sein kann, muss es sich um
den Grabstein einer Äbtissin handeln, die zwischen ca. 1250/1300 und ca. 1400 in
Wonnental tätig war. In dem fraglichen Zeitraum sind die Namen von mindestens
neun Frauen bekannt.9 Eine exakte Zuweisung dürfte deshalb schwierig sein.
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