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Mittelalterliche Holzbildwerke in bzw. aus Kenzingen
und seiner Umgebung: Eine Spurensuche
Sebastian Bock
Gegenstand des Beitrages sind sakrale Holzbildwerke mittelalterlicher Zeit,
die sich im südbadischen Kenzingen und einigen der umgebenden Ortschaften
(Nordweil, Bombach, Heimbach, Hecklingen) erhalten haben. Darüber hinaus
finden sich aber auch solche behandelt, die aus Kenzingen (inkl. Wonnental) und
Nordweil stammen sollen oder sich früher in Kenzinger Privatbesitz bzw. einer
dortigen Sammlung befanden1.
Die Studie verfolgt - im Sinne einer kritischen Bestandsaufnahme - zum
einen das Ziel, die in den genannten Orten erhaltenen bzw. dort nachweisbaren
mittelalterlichen Holzbildwerke zu sichten, sie auf ihre (möglichen oder
angeblichen) Provenienzen hin zu befragen sowie kunsthistorisch zu verorten.
Zum anderen soll der Beitrag auch dazu dienen, auf einige in der Forschung
bislang nicht oder nur unzureichend behandelte ältere Werke der oberrheinischen
Bildschnitzkunst aufmerksam zu machen.
Kenzingen
Wie in seiner unmittelbaren Umgebung2 muss es auch in den Sakralbauten von
Kenzingen in hoch- und spätmittelalterlicher Zeit neben steinernen Bildwerken
Skulpturen gegeben haben, die von Bildschnitzern hergestellt worden sind. So
existierten hier mit St. Peter und St. Georg in Altenkenzigen aus romanischer
Zeit sowie mit dem in Kenzingen selbst erstmals 1275 erwähnten Bau „Unserer
Lieben Frau" immerhin drei Pfarrkirchen, welchen noch die vor der Stadt
gelegene Klosterkirche der Zisterzienserinnenabtei Wonnental hinzuzurechnen
ist, zu deren ursprünglichen Ausstattungen jeweils geschnitzte Bilder gehörten.
Üblich waren Standfiguren in Altarretabeln, Kruzifixe oder Kreuzigungsgruppen
im Chorbogen, die lebensgroße Gestalt Christi auf dem Palmesel, der Leichnam
Christi zum Heiligen Grab (falls nicht aus Stein), die Statue des auferstandenen
Christus für die Oster-, wie z.T. auch für die Himmelfahrtsliturgie, Madonnen,
Annaselbdritt-Gruppen oder auch verschiedene Andachtsbildwerke, wie die Pieta
(„Vesperbild"), die Figur Christi als Schmerzensmann oder als „Salvator mundi"
und manch anderes mehr.
Dass sich von derartigen Bildwerken aus Kenzingen selbst - wenn überhaupt -
nur ein Geringes erhalten hat, liegt zum einen in den erheblichen Zerstörungen
begründet, von denen die Stadt im Lauf ihrer Geschichte gleich mehrfach betroffen
gewesen ist. So berichtete Conrad Keichlin 1668 in einem Brief an die Johanniter
in Heitersheim über den Zustand der Pfarrkirche St. Peter in Altenkenzingen
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