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Zur Verunklärung der Befundlage können darüber hinaus auch noch zweifelhafte
Informationen beitragen, die sich auf angebliche historische Sachverhalte
beziehen, welche es tatsächlich wohl kaum gegeben hat7.
Ingesamt ist festzustellen, dass sich bislang von keinem in Kenzingen erhaltenen
oder angeblich von dort stammenden mittelalterlichen Holzbildwerk sakraler
Natur eine ursprüngliche Verwendung in dieser Stadt nachweisen lässt. Dies gilt
sowohl für das vormals in der Kirche St. Laurentius aufbewahrte spätgotische
Kruzifix8 und die heute dort im Choraum präsentierte Madonna aus dem frühen
15. Jahrhundert (siehe dazu im Folgenden), als auch die in das Augustinermuseum
in Freiburg i.Br. gelangte Figur eines Hl. Johannes Ev. der Zeit um 1500 (siehe
dazu ebenfalls weiter unten). Allenfalls können bei dem einen oder anderen
Stück indizienhaft Befunde für eine mögliche vormalige Nutzung in Kenzingen
angeführt werden.
Als seltenes Werk dieser Art ist eine
Christusfigur anzuführen, die sich ehemals
in der Sammlung des Arztes Dr. Bernhard
Schwörer (1876-1948) in Kenzingen
befand und bislang einzig in einer
Photographie von Wilhelm Kratt aus dem
frühen 20. Jahrhundert belegt ist (Abb.
I)9. Laut Angabe zum Glasplattennegativ
Kratts soll das Bildwerk „aus Kenzingen
stammen. Die Aufnahme dokumentiert die
Statue in einem recht desolaten Zustand. So
sind große Teile des Standsockels inklusiv
der vorderen Partien der Füße sowie Teile
des Umhanges auf der Rückseite rechts
unten, die bis zum Sockel reichten, nicht
erhalten. Es fehlen zudem der rechte Arm,
die beiden kleinen Finger der rechten Hand
sowie die Glieder der weiteren Finger. Auch
belegt die Photographie Ausbrüche in der
offenbar polychromen Fassung bis auf die
freiliegende Kreidegrundierung vor allem
im Bereich der Beine.
Der Darstellungstyp mit segnend erhobener
Rechten und die Bildung des Gesichtes
weisen die Figur als den auferstandenden
Christus aus, was auch die verlorene A.. , ^ . A , A ~ A ,
. Abb. 1: „Christus als Auferstandener ,
Linke mit Kreuzstab und ggf. einer daran um 1500 Aufnahme um 1920. Ehemals
befestigten Siegesfahne rekonstruieren Kenzingen, Sammlung Schwörer.
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