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Angeblich seien ihr für das gute Stück schon
bis zu 4.500 M geboten worden. Auch wolle
sie eigentlich gar nicht verkaufen, doch habe
sie sich bereit erklärt, die Statue in der Kirche
aufstellen zu lassen und sie dem Kirchenfond
als Eigentum zu übergeben. Dafür verlangte
sie eine schöne Gipsfigur (zur privaten
Devotion) und 300 M zur Weitergabe an „ihre
armen Verwandten"23. Zwei Monate später
war der Ankauf abgeschlossen24.
Zur Sammlung von Dr. Schwörer in Kenzingen
gehörte die Statuette eines Hl. Johannes
Evangelista, die „aus Kloster Wonnental"
stammen soll (Abb. 4)25. Laut Krebs 1912
sei sie „von Dr. Schwörer auf dem Speicher
gefunden und vor dem Verbranntwerden
bewahrt" worden26.
Dass sich in der Abtei Wonnental bis zur
Säkularisation 1806 und darüber hinaus
überhaupt Holzbildwerke aus mittelalterlicher
Zeit erhalten haben könnten, muss im Hinblick
auf die Ereignisse in ihrer Geschichte nicht
nur bezweifelt werden, sondern ist mit an
Sicherheit
grenzender
auszuschließen.
sogar
der Tennenbacher
Wahrscheinlichkeit
So vermeldet
Zisterzienser Conrad
Burger (1613-1680), welcher seit 1641 als
Abb. 4: „Hl. Johannes Evangelista",
um 1500. Aufnahme um 1920. Ehemals
Kenzingen, Sammlung Schwörer.
Beichtvater bei den Klosterfrauen lebte, in seiner 1659 begonnenen „Chronik von
Wonnenthal" aufgrund eigener Nachforschungen in den Archivalien, dass das
Kloster im Bauernkrieg (wohl 1525) gänzlich „auff dem bode hinweg verbrennt"
sei27. Im Dreißigjährigen Krieg sei der Klosterbau von 1632 bis 1641 unbewohnt
geblieben28. Und bei der Belagerung von Kenzingen durch Weimarische Truppen
1638 seien neben den meisten Häusern der Stadt „auch der wunnenthalische
hoff und hauß mit viele briefßiche Documente, allem Hausrath, Kürchegewand"
ein Opfer der Flammen geworden29. Aber auch in späterer Zeit blieb Wonnental
von Unbill nicht verschont, wie dem „Itinerarium oder Raisbüchlein" Burgers
zu entnehmen ist. Darin berichtet er von einer ersten Plünderung Wonnentals
1674 durch französische Soldaten: „[...] ist auch alles Vihe und alle Mobilien
und Hausrath den Räuberen in die Hendt kommen; 6 Pf er dt hinweg gefüehrt, und
die Abbtey ausgeplindert; etlichs als Silber- und Zinngeschirr, und vil Leinwat
hinweggenommen f...]"30.
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