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1676 erfolgte eine weitere Plünderung der Klosteranlage, wiederum durch
französische Truppen, welche „bey drei Wochen lange gewehrt" habe. Hierbei
seien u.a. „die Kisten und Kästen, Bettladen zertrümmert und zerschlagen; die
schöne neu Altartafel, welche erst vor anderthalb Jharen auf dem hohen Altar ist
aufgericht worden, und über die 120 R. gekostet, sambt dem blauen Umbhang,
welcher auch 24 R gekostet, hinweggenommen" worden31. Im früheren 18.
Jahrhundert ist die alte Klosteranlage dann größtenteils durch einen barocken
Neubau ersetzt worden. Wie Krebs 1912 und Schmid 1993 darlegen, waren bei
der Säkularisation der Abtei 1806 die Verhältnisse bezüglich der Ausstattung recht
einfache: „Die Aufzeichnungen über das Klosterinventar machen deutlich, dass
die Wonnentaler Zisterzienserinnen gehorsame Mitglieder ihres Ordens waren: Sie
lebten unter sehr bescheidenen Umständen, lediglich die Repräsentationsräume
des Klosters wiesen eine einigermaßen wertvolle Austattung auf, desgleichen die
Kirche, die allerdings eines Silber Schatzes fast ganz entbehrte An alten Dingen
gab es offenbar nur noch einige Drucke und Pergamenthandschriften, welche
nach Karlsruhe gesandt wurden33, sowie die 26, z.T. mittelalterlichen Grabplatten
und Epitaphien, deren Versetzung zur Kenzinger Pfarrkirche die Gemeinde zu
finanzieren hatte34. Und bei dem, was ansonsten in die Pfarrkirche übernommen
worden ist, handelte es sich ausschließlich um Inventar- und Ausstattungsstücke
jüngerer Zeit, so den Hl. Leib des Märtyrers Innozentius, das Kirchengestühl35,
Paramente36 und dergleichen.
Wie sich unter diesen Umständen gleich eine ganze Reihe von Bildwerken
spätgotischer Zeit in Wonnental erhalten haben sollen, erscheint rätselhaft.
Auffallend in dieser Hinsicht sind zudem die Angaben zur vermeintlichen Herkunft
der Stücke. So ist hinsichtlich der Provenienzgeschichte zur Johannesfigur im
Augustinermuseum Freiburg zu fragen, was eigentlich jener Gerichtsvollzieher
Bader, der frühestens ab etwa 1826 seinem Beruf nachgegangen sein kann, in den
Uberresten der Klosteranlage von Wonnental, in welcher 1807-1812 eine Zichorien-
Fabrik betrieben worden ist, überhaupt mehrfach amtlich zu pfänden hatte, um
dabei aber auch noch privat Antiquitäten zu erwerben. Geradezu dubios ist zudem
die Geschichte der zwölf Apostelfiguren, die um die Johannesfigur vermindert in
der unkompletten Anzahl von elf nach Bayern verkauft worden sein sollen.
Bezüglich der in die Sammlung von Richart Oertel gelangten Marienfigur lässt
der Hinweis auf die Provenienz „Wahrscheinlich aus dem Kloster Wonnenthal bei
Kenzingen" vermuten, dass dieser die Figur über einen Mittelsmann erworben
hatte, bei dem es sich wohl eher um einen professionellen Händler, denn um eine
in Kenzingen bzw. Umgebung ansässige Privatperson gehandelt haben dürfte. Die
Herkunftsangabe im Versteigerungskatalog, welche in der Forschung ungeprüft
hingenommen und in Folge tendenziell sogar wie ein Faktum behandelt wurde37,
ist ebensowenig substantiiert wie im Fall der von der Kenzinger Kirchengemeinde
erworbenen Madonnenfigur.
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