Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 174
(PDF, 79 MB)
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Dies ist bei der Kenzinger Stadtkirche der Fall (erst 1680 Wechsel des Patronates
zum Hl. Laurentius), für deren Hochaltar das Datum 1503 dokumentiert ist, was
sich zudem gut mit der Datierung der Johannesfigur „um 1500" in Ubereinklang
bringen ließe. Auch der Befund, dass es sich bei der 1737 in der Pfarrkirche
wiederverwendeten Statue um das Bild der Gottesmutter handelte, welches zum
entfernten spätgotischen Choraltar gehörte, würde sich dazu passend fügen.
Allerdings wird man als Pendant zum Evangelisten dabei wohl kaum einen Hl.
Johannes Baptista veranschlagen dürfen. So muss ersterer hinsichtlich seines
rechtsseitig geschlossenen Konturs - und damit gegensätzlich zu Lautenbach - in
bevorzugter Position zur Rechten der zentralen Figur gestanden haben, was die
Stellung des erwogenen alttestamentarischen Johannes - unüblicherweise (und
achronologisch) - auf der schwächeren linken Seite derselben impliziert hätte.

Die außerhalb der Kirche aufbewahrte Madonnenfigur vertritt in der Gestaltung
des Gewandes, aber auch in dem Gewandschleierstück seitlich des Kopfes einen
Typus, der in der um 1480/1490 angesetzten monumentalen Madonna aus Isenheim
(Paris, Louvre)40 ihr Vorbild hat, welches mehrfach in verschiedenen Spielarten
aufgegriffen worden ist41. Zu den von der Isenheimer abhängigen Figuren gehört
auch eine Madonna in der Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Jechtingen am
Kaiserstuhl42. Sie weist in der Haltung, dem Kind, dem Gesichtsschnitt Mariens
und dem Schleiermotiv am Haar, aber auch in der exaltierten Faltengebung sowie
vielem mehr derart spezifische Übereinstimmungen mit der Madonna im Pfarrhaus
von Kenzingen auf, dass sie mit Bestimmtheit demselben Schnitzer zugeschrieben
werden kann. Zum Bestand von St. Cosmas und Damian in Jechtingen zählte
noch eine weitere Madonnenfigur ähnlicher, jedoch deutlich einfacherer Art von
derselben Hand, die in die Sammlung des Erzb. Diözesanmuseums gelangte43.
Demnach scheint dieser Schnitzer einen charakteristischen Madonnentypus
wiederholt und lediglich individualisierend abgewandelt bzw. variiert zu haben.
Mit der Anbindung der Madonna im Pfarrhaus an die beiden Jechtinger Figuren
über den gemeinsamen Hersteller ist bezüglich der Lokalisierung des Kenzinger
Bildwerkes viel gewonnen. So muss auch dieses aus dem Auftraggeberkreis des
am Kaiserstuhl tätigen Meisters und damit der engeren oder weiteren Umgebung
von Jechtingen stammen. Als ursprünglicher Aufstellungsort in Frage käme dabei
etwa ein Sakralbau im nördlichen Breisgau, der im 19. Jahrhundert neu errichtet
oder im Inneren umfassend umgestaltet worden ist, wobei es zur Aufgabe
und Veräußerung alter, aus dem mittelalterlichen Vorgängerbau stammender
Ausstattungsstücke gekommen ist.

Die Photographie der Figur des Hl. Johannes Evangelista in der Sammlung
Schwörer zeigt das Bildwerk - wohl eher eine Statuette als eine Statue - mit
starken Schäden. Teile der von Holzschädlingen zerfressenen Plinthe sind verloren,
die Arme sind nicht erhalten, der Holzblock zeigt Risse, auch die Fassung weist
vielfach Fehlstellen auf.

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