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stammen sie von einer Schnitzerhand. Das
Paar dürfte ursprünglich im Schreingehäuse
eines Altarretabels gestanden und eine
zentrale Figur flankiert haben. Dass es sich
dabei um den Aufsatz des Hauptaltares
gehandelt hat, ist der Weihenotiz von 1489 zu
entnehmen (yidelicet altare chori in honore
praedicte Barbarae matronae Petris et Pauli
apostolorum et Nicolay episcopi [...]).
Demnach waren der Hl. Barbara als
Titelheiliger in der Mitte des Schreins mit
Petrus und Nikolaus die Repräsentanten der
Nebenpatrone des Altares zugeordnet. Das
Retabel mit den Figuren mag zum Zeitpunkt
der Altarweihe 1489 bereits fertiggestellt
gewesen sein, doch ist auch eine spätere
Datierung - etwa in die 1490er Jahre - mit zu
veranschlagen. Der geschlossene Umriss und
die Binnenstruktur mit knittrigen kleinteiligen
Falten sind typisch für oberrheinische
Bildwerke der Zeit um 1500. Die Formgebung
der Nikolausfigur mit dem Stab unter dem
Umhang, der sich im Gewebe reliefhaft
abzeichnet, ist ebenfalls eine am Oberrhein
um 1500 mehrfach wiederzufindende
Gestaltungsweise
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Abb. 6: „Hl. Nikolaus" um 1490.
Nordweil. Pfarrkirche St. Barbara.
Nahestehend sind - insbesondere was die
Faltenbildung der Obergewänder, die auf
dem Boden aufgestauten Gewandenden, aber
auch die schematisch geschnitzten Finger
und Haarlocken betrifft -, die Figuren dreier
Diakone aus einem Altarretabel unbekannter
Provenienz in der Sammlung des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Freiburg
i.Br.48. Allerdings weisen diese einen anderen Gesichtsschnitt auf, was die
Herstellung in einer Werkstatt fraglich bleiben lässt.
In Nordweil sollen sich aber auch noch weitere Bildwerke aus der Zeit der Spätgotik
befunden haben. Dabei handelt es sich um zwei ehemals zur Sammlung von Georg
Schuster (1869-1937) in München gehörige Statuen, von denen die weibliche Figur
1938 nach Freiburg in das Augustinermuseum (Abb. 7)49 und die männliche Figur
nach Frankfurt in die Skulpturensammlung des Liebieghauses (Abb. 8)50 gelangte.
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