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Beachtenswert bei der Herkunftsangabe zur Freiburger Heiligen ist zum einen,
dass der Ersterwerber ein in Kenzingen geborener Bildhauer war, der die Figur
einem deutlich älteren Berufskollegen in Freiburg, welcher gelegentlich auch
mit alten Bildwerken handelte, weitergegeben hat. Zum anderen erscheint es
durchaus seriös, dass letzterer den - ihm wohl von Scharbach mitgeteilten -
Ort des Ankaufs klar vom vermuteten Ort der ursprünglichen Verwendung
trennte, was der Geschichte eine gewisse Glaubwürdigkeit verleiht. Im Falle der
Angabe von Frenz zum Frankfurter Bildwerk handelt es sich hingegen um eine
offenbar nachträgliche Feststellung der Provenienz, die - da weder belegt noch
in irgendeiner Weise durch Informationen gestützt - keineswegs als Faktum, und
schon gar nicht als ein gesichertes, genommen werden kann.
Welche Heiligen die beiden Figuren repräsentieren - ihnen fehlen j eweils die Hände
mit den Attributen -, ist unklar. Für die Frauengestalt wurde eine Bestimmung als
Madonna in Anschlag gebracht. In diesem Fall müsste sie das Kind in der Beuge
des rechten Armes schräg vor der Brust getragen haben. Doch wurde im Hinblick
auf eine Herkunft aus der Nordweiler Kirche auch eine Identifizierung mit der
Hl. Barbara für möglich gehalten, für welche dann „der dreifach durchfensterte
Turm als unerlässliche Beigabe zu ergänzen" wäre57. Allerdings würde letzteres
zudem das Attribut der Krone erfordern, was hier angesichts der gescheitelten
Haarwellen über der Stirn im Vergleich mit bekrönten weiblichen Heiligen der
Zeit um 1500 doch eher unwahrscheinlich ist. Und beim Frankfurter Heiligen
ist der Darstellungstyp als vornehme Person mittleren Alters in Verbindung mit
einem Schwert als einzig erhaltenem Attribut nicht hinreichend, um ihn näher
bestimmen zu können.
Im Hinblick auf ihre maßlichen Entsprechungen, stilistische Verwandtschaft und
mögliche gleichzeitige Enstehung geht die Forschung von der gemeinsamen
Aufstellung beider Bildwerke im Schrein eines Altarretabels aus, was eine
ehemals zugehörige dritte Figur impliziert. Dass dieser Aufsatz zur Ausstattung
der Barbara-Kirche in Nordweil gehört haben könnte, wobei hier nur die
Plazierung auf dem Hauptaltar in Frage käme, ist wohl auszuschließen. So lässt
ihr Chorbau mit einer Breite von 4,05 m innen die Aufstellung eines auch nur
mittelgroßen Altarschreines mit drei Figuren in einer Gesamtbreite von ca. 210
cm58 zuzüglich Flügeln kaum zu. Hinzu kommt, dass mit den Statuetten in der
Nordweiler Kirche zwei zur Altarweihnotiz konforme Bildwerke eines anderen
Herstellers vor Ort erhalten sind, die hinsichtlich ihrer Größe und künstlerisch
geringeren Qualität wesentlich passender zu einer kleinen Dorfkirche erscheinen.
Demnach hätte weder die weibliche Heilige in Freiburg, noch - falls zutreffend
- der Heilige in Frankfurt irgendeinen orginiären Bezug zu Nordweil. Dabei
dürfte der tatsächliche Bestimmungsort der ersteren nicht allzuweit entfernt in der
engeren oder weiteren Umgebung gelegen haben.
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