http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0181
transloziert worden sind, die später in Sammlungen gelangten, belegt die
Aufnahme einer barocken, schadhaften Hilarius-Statuette in der Sammlung
Schwörer, welche laut Herkunftsangabe „aus Bleichheim" stammte63.
Die Figuren in Freiburg und Frankfurt werden mit einem in der Nachfolge von
Niclaus Gerhaert stehenden, vielleicht Straßburger Werkstattbetrieb in Verbindung
gebracht, aus der das Fragment einer Wandgruppe mit Maria und zwei Engeln
einer Geburt Christi der Michaelskapelle im elsässischen Saverne (Saverne, Musee
d'Art et d'Historie de la Ville)64 sowie die bereits oben angeführte Marienfigur
einer Anbetung in Berlin stammen. Ihnen stehen zudem die drei Statuen eines
Hl. Georg, Hl. Sebastian und Hl. Christophorus in der Liebfrauenkirche in
Gernsbach65 stilistisch sehr nahe. Diese Gruppe lässt sich jedoch noch erweitern,
u.a. um eine bislang nicht in die Erörterung miteinbezogene Figur eines Hl.
Jakobus (?), die in zwei Abbildungen publiziert ist. Sie befand sich 1924 in
Privatbesitz, ihr Verbleib ist unbekannt. (Abb. 9)66. Das 110 cm hohe Bildwerk
weist in der gesamten Gestaltung und Machart - man vgl. nur etwa die Haltung
mit der gezierten Beinstellung, die Bildung der Gewandfalten, die Ausarbeitung
der Haare, aber auch die spitzen Schuhe - bemerkenswerte Ubereinstimmungen
mit dem Heiligen des Liebieghauses auf. Die sehr enge Verwandtschaft spricht
für denselben Hersteller und und dieselbe Anfertigungszeit. Darüber hinaus lässt
sich sogar noch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es sich um das Pendant
zum Frankfurter Stück gehandelt haben könnte, was aber auch eine gemeinsame
Aufstellung beider Figuren zusammen mit der Nordweiler Heiligen im Retabel
des Hauptaltares der Bleichheimer Kirche ausschließen würde, da deren Patronat
der Hl. Bischof Hilarius von Poitiers innehatte.
Bombach
Zum Bestand der Pfarrkirche St. Sebastian in Bombach gehört eine schlanke,
hochgotische Madonnenfigur aus Holz (Abb. 10)67. Sie wirkt wie die vereinfachte
Miniaturausgabe einer in Stein gearbeiteten, großen Madonnenstatue am Portal
eines Kathedralbaus. Und in der Tat wird man den vorbildgebenden Typus auch
in derartigen Bildwerken zu suchen haben. So weist etwa die um 1290/1300
anzusetzende Trumeaumadonna am Westportal des Freiburger Münsters bereits alle
für die Bombacher Figur charakteristischen Gestaltungsmerkmale auf. Allerdings
wirkt die Bombacher Madonna mit ihrer steiferen Haltung, ihrem übergroßen Kopf
und der stark vereinfachten Gewanddraperie nicht wie eine zeitgleich gearbeitete
Version in Holz des bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gültigen Muttergottestyps,
sondern vielmehr als ein davon abstammendes, späteres Derivat, das formelhaft
ein bestimmtes Schema wiederholt. So wird man das Bildwerk - analog einer nur
wenig größeren stehenden Muttergottes aus Furtwangen im Augustinermuseum
Freiburg i.Br., die entsprechende Züge aufweist68 - wohl erst in das zweite Viertel
des 14. Jahrhunderts anzusetzen haben, wobei die Herstellung in einer Freiburger
Werkstätte naheliegend erscheint.
180
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0181