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Anna Selbdritt-Gruppen in Heimbach und in der diözesanen Sammlung Freiburgs
sowie den Vesperbildern in Hecklingen und vormals in Amoltern durchaus
Produkte eines einzigen, ansonsten nicht weiter fassbaren Werkstattbetriebes
vorliegen, der in der Zeit um 1500 im nördlichen Breisgau tätig war.
Beim dritten Bildwerk handelt es sich um einen wahrscheinlich noch aus dem
frühen 16. Jahrhundert stammenden Corpus eines kleineren Kruzifixes84, welches
jedoch derart stark überfasst ist und auch partiell ergänzt zu sein scheint (Finger,
Zehen), dass sich weder über die schnitzerische Arbeit noch über stilistische
Merkmale fundierte Aussagen treffen lassen.
Kenzinger Privatbesitz
Abb. 14: „Madonna",
spätes 14. Jahrhundert, angeblich
aus Oberhausen; Aufnahme
um 1920, vor der Restaurierung.
Ehemals Kenzingen, Sammlung
Schwörer.
Die bereits oben genannte Sammlung des Artzes
Dr. Schwörer in Kenzingen umfasste noch weitere
Holzbildwerke mittelalterlicher Zeit. Über den
Verbleib der Stücke ist nichts bekannt. Insofern
stellen die von Wilhelm Kratt zumeist wohl um
1920, z.T. aber auch noch später gefertigten
Aufnahmen der Figuren und Reliefs dieser
Kollektion die bislang fast einzigen Dokumente
dieser Werke dar. Auf den Karteikarten zu
den Glasplattennegativen Kratts85, finden sich
bei einigen Aufnahmen die Herkunftsorte der
photographierten Werke vermerkt. Daraus geht
hervor, dass Schwörer auch Figuren aus der
Umgebung Kenzingens erworben hat86.
So soll eine kleine, ca. 68 cm hohe thronende
Madonna „aus Oberhausen" stammen (Abb.
14)87. Kratt hat das Stück in unterschiedlichen
Zuständen photographiert. Die ältere Aufnahme
zeigt die Madonna mit fehlender, offenbar
abgewitterter Standfläche, der rechte Arm des
Kindes ist verloren. Der Befund, dass die Kalotte
des Marienhauptes oberhalb eines Haarstreifens
glatt gearbeitet ist, lässt auf eine ursprüngliche
Kopfbedeckung schließen, die sich ebenfalls
nicht erhalten hat. Auch die glatt gearbeite
Partie um das linke Handgelenk von Maria weist
auf eine verlorene Applikation hin. Das Holz
weist zahlreiche Spuren von Anobienbefall auf.
Die Fassung vor allem im oberen Bereich war
schadhaft mit z.T. größerflächigen Totalverlusten
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