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* : sowie Verlusten bis auf die Grundierung. Dem
beschädigten, unansehnlichen Zustand nach
scheint die Figur längere Zeit, vielleicht sogar
über Jahrzehnte hinweg - etwa auf einem
Dachboden - verwendungslos gelagert gewesen
zu sein. Die jüngere Photographie zeigt die
Figur nach einer erfolgten „Restaurierung",
bei welcher man das Bildwerk komplett bis
auf das Holz freigelegt hat (Abb. 15). Auch der
rechte Unterarm scheint bei dieser Maßnahme
entfernt worden zu sein. Aufbau und Gestaltung
der Marienfigur mit übergroßem Kopf und
recht schmaler Schulterpartie entsprechen
einem seit der Mitte des 13. Jahrhunderts
weit verbreiteten Typus von Sitzmadonnen.
Motivisch bemerkenswert ist der zärtliche Griff
von Maria an den Hals des Kindes und dessen
nach oben gerichteter Kopf, wofür im Bestand
an erhaltenen Madonnenfiguren des 13./14.
Jahrhunderts am Oberrhein keine Parallele
zu benennen ist. Eine wohl in Westfalen
gefertigte thronende Madonna der Zeit um
1250 im Schnütgen-Museum Köln88, zeigt - in
gegensätzlicher Aktivitität - das sitzende Kind
mit der gestreckten Rechten das Kinn seiner
Mutter berührend. Nach einem derartigen
älteren Vorbild - vielleicht aus Köln - scheint
auch die vergleichsweise grob und schematisch
gearbeitete Madonna der Sammlung Schwörer
gefertigt, welche zeitlich wohl erst dem
ausgehenden 14. Jahrhundert zuzurechnen ist. Der Herkunftsangabe „aus
Oberhausen" nach dürfte die Figur ursprünglich aus der Pfarrkirche St. Ulrich
in Oberhausen stammen. Obgleich es sich dabei um einen Barockbau handelt,
wäre ein solcher Befund insofern nicht unwahrscheinlich, als dass in der Kirche
selbst noch mehrere Werke spätgotischer Zeit erhalten sind89, welche aus dem
Vorgängerbau übernommen worden sein dürften, der wiederum einen älteren
ersetzt hat. Die kleine Dimensionierung der Madonna deutet auf ihre Bestimmung
als Andachtsbild, was etwa auch die Aufstellung in einer Kapelle denkbar
erscheinen lässt.
Eine weitere Photographie Kratts der Bildwerke in der Sammlung Schwörer
dokumentiert eine geschnitzte und mit einer polychromen Fassung versehene
Statuette, bei der es sich vermutlich um die Gestalt eines Propheten handelt,
Abb. 15: „Madonna" (wie Abb. 15);
nach der Restaurierung. Ehemals
Kenzingen, Sammlung Schwörer.
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