Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 189
(PDF, 79 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0190
Die Größe der Statuetten und die Art ihrer Sockel
(beim Karlsruher Exemplar wohl für Reliquien)
weisen auf ihre ursprüngliche Anbringung
in einem mehrfigurigen, unterteilten Retabel
von jener Art, die auch für die ebenfalls
aus Eichenholz gefertigten Statuetten einer
Himmelfahrt der Hl. Maria Magdalena mit
den Zwölf Aposteln aus Niedernai (Straßburg,
Musee de 1'CEuvreNotre Dame)93, anzunehmen
ist, welche wahrscheinlich um 1420/1430
in einer Straßburger Werkstätte gefertigt
worden sind. Die Angabe der Herkunft des
Propheten aus dem vormals zur Straßburger
Diözese gehörigen Ettenheimmünster lässt an
die ehemals dort befindliche, seit dem frühen
Mittelalter bestehende Benediktinerabtei als
vielleicht mögliche Provenienz denken. Doch
handelte es sich bei dem 1803 säkularisierten
Kloster um eine barocke Anlage (bis 1866
vollständig abgerissen), deren Vorgängerbau
1427 von den Vögten der Abtei geplündert
und niedergebrannt sowie 1525 - zusammen
mit der Pfarrkirche - wiederum durch
aufständische Bauern zerstört worden ist. Auch
die nahegelegene Pfarrkirche in Münchweier
erscheint kein Kanditat für ein Altarretabel aus
dem frühen 15. Jahrhundert zu sein.

Abb. 17: „Hl. Anna Selbdritt" aus Amol-
tern. Aufnahme um 1920. Ehemals Ken
zingen, Sammlung Schwörer.

Bei der von Kratt gefertigten Photographie einer „Hl. Anna Selbdritt" ist
als Herkunft „aus Amoltern" (Abb. 17) vermerkt94. Diese Angabe findet ihre
Bestätigung im Inventarband der Kunstdenkmale Badens von 1904: „Im Rebstock
wird eine alte 1,5 m hohe Holzskulptur aufbewahrt, die heilige Anna selbdritt
darstellend, eine bäurische Arbeit nach 1500"95. Möglicherweise stammte das
Bildwerk, wie auch die schon oben erwähnte Pieta in der Sammlung des Erzb.
Diözesanmuseum Freiburg i.Br. sowie eine weitere dorthin gelangte Figur eines
Hl. Vitus im Kessel des frühen 16. Jahrhunderts96 aus dem Vorgängerbau der 1825
örtlichen Pfarrkirche St. Vitus. Die Photographie Kratts zeigt das Bildwerk in
intaktem Zustand mit weitgehend geschlossener (Über-)Fassung, welche nur an
einigen Stellen Ausbrüche aufweist. Wie auch an der einfachen, schematischen
Formgebung der Haare ersichtlich, ist das Werk nicht für eine besonders
anspruchsvolle Kundschaft gefertigt, wobei die Figurenkomposition einem
nur wenig älteren Vorbild zu folgen scheint. Der Bildschnitzer dürfte eher im
ländlichen Raum, als in einer größeren Stadt ansässig gewesen sein.

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