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B e fe st igung s spuren
Dabei macht insbesondere
Ahnlich konzipiert wie die Hl. Katharina
mit vorgehaltenem Buch als Lesende,
nur seitenverkehrt, muss die Kenzinger
Heilige ihr spezifisches Attribut in der
verlorenen Rechten gehalten haben. Mit
der Krone und dem Buch gut vereinbaren
ließe sich etwa ein keiner Turm bzw.
ein Kelch mit Hostie, so dass es sich
vielleicht um eine Hl. Barbara gehandelt
haben könnte, die sehr häufig dargestellt
worden ist. Die freie Fläche auf dem
Bodenstück und die leicht aus der Achse
versetzte Frauengestalt hätte aber auch
die Anbringung eines Tierattributes
ermöglicht - z.B. in Gestalt eines kleinen
Drachens, wie bei der Hl. Margaretha in
Muggensturm105 -, doch lässt das Photo
keine Befestisungsspuren erkennen.
dieses
Bodenstück und der Vergleich mit
der Hl. Katharina aus Altsimonswald
klar, dass der Schnitzer mit dem
Schema einer weiblichen Heiligenfigur
arbeitete, welches er nach Bedarf an die
erforderliche Ikonographie anpassen
konnte. Deutlich zeigt die Aufnahme,
dass das Erdkissen und der obere Teil
des mit einem Stabprofil gebildeten
sechseitigen Sockels aus einem Stück
geschnitzt sind, während das untere,
ebenfalls profilierte Sockelteil separat
angefertigt worden ist. Schreinbildwerke
mit figureneigenen, profilierten Plinthen
sind vor allem aus dem nordbadischen
Raun bekannt. Die in der Aufnahme Abb. 20: „Heilige", um 1480/1480.
Kratts dokumentierte weiße Uberfassung
der gesamten Gestalt ist typisch für das Erscheinungsbild spätmittelalterlicher
Retabel im 18. und 19. Jahrhundert, wie u. a. an den Muggensturmer Exemplaren zu
belegen106. Insofern weisen alle Indizien daraufhin, dass die Kenzinger Figur von
einem aufgelassenen, wohl im 19. Jahrhundert entfernten Retabel stammen dürfte,
das im Wirkungskreis des ins Altsimonswald und Waldkirch tätigen Schnitzers zu
lokalisieren ist. Da das Eltzal mit Elzach (Chor ab 1522) und Waldkirch (Neubau
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