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Die kanoniale Sonnenuhr an St. Laurentius
Gebhard Heil
Mit dem Aufkommen des klösterlichen Lebens im frühen Mittelalter stellte sich
das Bedürfnis ein, die kanonischen Betzeiten der Benediktinerregel auch an den
Sonnenuhren ablesen und einhalten zu können. So wurden solche an Klöstern und
Kirchen angebracht. Man griff dabei auf das römische Vorbild zurück, wich aber
dabei von der Hohlkugelform des Zifferblattes ab und brachte die Uhren als ebene
Fläche stets an der Südseite meistens an einem Strebepfeiler an und verwendete
dabei einen horizontalen Schattenstab. Da die Uhren ausschließlich liturgischen
Zwecken dienten, beschränkte man sich auf das Eingravieren nur der für die
Betzeiten maßgeblichen Stundenlinien. Eine solche kanoniale Sonnenuhr befindet
sich am Turmstrebepfeiler neben dem Sakristeieingang. Sie hat ihren Ursprung
darin, daß die Pfründeinhaber des Münsters Unserer Lieben Frau zu Kenzingen
sowie zeitweise die Pfarrer von St. Peter und St. Georg zum gemeinsamen
Chorgebet verpflichtet waren. Darüber zu wachen und dann entsprechend auch
„abzurechnen" war Aufgabe des Pfarrers der Kirche. Auf der badische Rheinseite
gibt es nur noch eine solche Sonnenuhr, nämlich am Freiburger Münster. Dort hält
eine männliche Figur ein Schild vor die Brust mit einem sechsteiligen Zifferblatt.
Matutine und Landes = Gebete in den frühen Morgenstunden
Prime = Morgengebet
Terz = Psalmgebet um 9 Uhr
Sext = Psalmgebet um 12 Uhr
Nona = Psalmgebet um 15 Uhr
Vesper = Psalmgebet in der Abenddämmerung
Complet = Nachtgebet, Schlussandacht
Veröffentlichung von Gebhard Heil „Die kanoniale Sonnenuhr an St. Laurentius", in: Die Geschichte
der Stadt Kenzingen, Bd. 2, 1999, Seite 231.
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