Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 221
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von den Verfügungen des Diözesanbischofs erlassenen Normen zum Schutz des
Archivbestandes natürlich bestehen. "8

Soweit die juristische und theologische Theorie, die freilich im Einzelfall noch
nicht viel über die alltägliche Praxis aussagen muss - ähnlich wie Bücher haben
auch Archive ihre mitunter sehr individuellen Schicksale. In der Tat gibt es ein
breites Spektrum an Möglichkeiten, wie Pfarrer mit, ihren4 Archiven - die freilich
Eigentum der jeweiligen Pfarrei und den Pfarrern nur zu treuen Händen übergeben
sind - umgegangen sind und umgehen. Und so existieren neben umfangreichen,
inhaltlich umfassenden und vorzüglich gepflegten Pfarrarchiven eben auch
verwahrloste und dezimierte, und manche sind sogar völlig untergegangen.
Ähnlich vielgestaltig wie die Schicksale von Pfarrarchiven sind auch die
jeweiligen Gründe und Ursachen. So gab und gibt es Pfarrer, die kaum Kosten
und Mühen scheuen, um , ihre4 Archive fach- und sachgerecht unterbringen und
erschließen zu lassen, aber auch andere, die aus Desinteresse, Unwissenheit oder
mit Absicht die - von ihnen als nutzloses Altpapier betrachteten - Pfarrarchive
verkommen lassen oder gar aktiv vernichten.

Das Pfarrarchiv als ,Herrschaftsinstrument% un(j, Gedächtnis6...

Ein Pfarrarchiv dient zunächst einmal, wie im Grunde jedes Archiv, der
Rechtssicherung. Dort sollen also diejenigen Unterlagen dauerhaft aufbewahrt
werden, die früher oder später einmal dazu benötigt werden, Rechte - und Pflichten
- der Pfarrei gegenüber anderen politischen und gesellschaftlichen Entitäten,
seien es ,der Staat', ,die Kirche', die politische Gemeinde, andere Pfarreien oder
Einzelpersonen, nachzuvollziehen oder zu beweisen.

Neben dieser Aufgabe, die historisch gesehen ursprünglich die einzige war -
Archive waren insofern ,Herrschaftsinstrumente' -, kam ihnen spätestens seit
dem 19. Jahrhundert zunehmend die Funktion als Dokumentationsstellen für
das Handeln der Institution zu, die sie einrichtet und trägt: Ein Pfarrarchiv als
papiergewordenes Gedächtnis und als kultureller Wissensspeicher dokumentiert
im Idealfall alles - oder zumindest alles Wesentliche -, was die Pfarrei im Lauf der
letzten Jahrhunderte aktiv oder passiv, im Guten wie im Bösen, getan oder ertragen
hat. Zwar spiegelt diese Dokumentation fast ausschließlich die gewissermaßen
,amtliche' Perspektive der Pfarreileitung bzw. des Pfarrers wider und ist insofern
zwangsläufig einseitig, sie ist aber gleichwohl auch für die Betroffenen, die
Gemeindemitglieder, wichtig und allein schon deswegen erhaltungswürdig, weil
diese in aller Regel keine eigenen Archive besitzen.

...und als Geschichtsquelle

Ein Pfarrarchiv ist somit die zentrale Quelle für die Erforschung und Beschreibung
der Geschichte, gerade auch der Alltagsgeschichte, der jeweiligen Pfarrei. Mit

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