Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 225
(PDF, 79 MB)
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Daten wie beispielsweise die Gottesdienstzeiten oder die Bekanntgabe von
Aufgeboten und Sterbefallen beschränken. Da sie immer chronologisch angelegt
sind, ist für den thematischen Zugriff Vorwissen nötig, denn Äußerungen des
Pfarrers zu einem bestimmten Ereignis lassen sich nur dann ohne langwieriges
Suchen aufspüren, wenn man weiß, wann es stattgefunden hat.

Für bestimmte Themenbereiche - für alles, was mit Geld zu tun hat nämlich -,
können Rechnungen als historische Quellen sehr ergiebig sein. Zwar ist die Arbeit
mit Rechnungsbänden zumeist recht zeitaufwendig, aber manche Fragen lassen
sich fast nur mit ihrer Hilfe beantworten - und oftmals auch nur dann, wenn die
Beilagen, also Belege, Quittungen etc., erhalten sind.

So ließen sich vielleicht mittels der Kirchenfondsrechnungen11 die Hintergründe
einer für die Pfarrei Kenzingen wenig schmeichelhaften Episode aufklären, die
sich im Herbst 1838 abgespielt hatte: Erzbischof Ignaz Demeter (1773-1842,
Erzbischof seit 1836), der in den ersten Jahren seiner Amtszeit selbst einen
Teil der Pfarreien im Süden des Erzbistums visitierte, hielt in seinem Bericht
über den Besuch in Kenzingen höflich, aber unmissverständlich fest, dass ihm
die Kirchenmusik nicht sehr gefallen hatte: „ Wenn die Figural-Musik sich
nicht verbessert und veredelt, und sich nicht reiniget von Ohren beleidigenden
Mißtönen, so mag sie lieber wegbleiben, und dem Kinder- und Volksgesang das
ganze Jahr einräumen. "12

Dass die Musik wirklich nicht gut war, dürfen wir dem damaligen Erzbischof
glauben, denn er war musikalisch sehr gebildet, in jüngeren Jahren auch selbst
als Musiker aktiv, und sorgte, nachdem er das Amt des Freiburger Oberhirten
angetreten hatte, mit großem persönlichem Einsatz dafür, dass die Kirchenmusik
im Freiburger Münster professionalisiert und einer Bischofskirche angemessen
gestaltet wurde.13

Wie die Musik, die dem Erzbischof seinerzeit zu Gehör gebracht wurde, tatsächlich
geklungen hat, wird sich zwar nicht herausfinden lassen, aber vielleicht ist es
mittels der Rechnungen möglich, zu ermitteln, welche Instrumente und Noten
vorhanden waren und wie viele Sängerinnen, Sänger und Musiker für ihren Einsatz
wie entlohnt wurden. Abgeschafft wurde übrigens die Figuralmusik nach dem
erzbischöflichen Verdikt keineswegs, denn auch 1846 war sie an hohen Festtagen
noch üblich.14 Erst im Jahr 1855 unternahm der damalige Pfarrer Bernhard
Dischler (in Kenzingen von 1837 bis 1865) einen Versuch, unter Berufung auf den
Visitationsbericht von Erzbischof Ignaz Demeter und mit Hinweisen auf die nach
seiner Ansicht noch immer schlechte Qualität der Aufführungen, die Figuralmusik
abzuschaffen. Damit stieß er freilich auf wenig Gegenliebe beim Gemeinderat, der,
da die Stadt für die Finanzierung zuständig war, ein gewichtiges Wort mitzureden
hatte, und letztlich blieb auch weiterhin alles beim alten.15

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