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Es wartete eine verantwortungsreiche Aufgabe im neuen Missionsland auf sie.
Sie übernahm sogleich als Novizenmeisterin das koreanische Noviziat, und
von 1939 bis 1947 stand sie als Priorin unserem fernöstlichsten Missionspriorat
vor. Offensichtlich gelang es der kleinen, höflich-bescheidenen Schwester recht
gut, sich in die asiatische Mentalität einzufühlen, denn die älteren koreanischen
Mitschwestern haben sie zeitlebens in freundlicher Erinnerung behalten, und noch
bis in ihre letzten Lebensjahre hinein erreichten sie immer wieder Briefe mit den
ihr vertrauten koreanischen Schriftzeichen. Als im Mai 1949 das Verhängnis über
unsere blühende Koreamission hereinbrach, musste auch Sr. Ambrosia, zusammen
mit ihren Mitschwestern und Mitbrüdern, den äußerst harten und beinahe tödlichentbehrungsreichen
Leidensweg durch Gefängnis und Arbeitslager gehen.
Flecktyphus und Lungenentzündung warfen sie nieder, es scheint fast ein Wunder,
dass ihre schwache Konstitution trotz allem die unmenschlichen viereinhalb Jahre
durchhielt.
Am 8. Januar 1954 kam dann endlich die Stunde der Freiheit und damit der Beginn
der langen Heimreise mit der Bahn über Sibirien. Zwei Wochen dauerte diese
Reise; Empfang und Begrüßung im Lager Friedland waren dann aber von großer
Freude und Herzlichkeit bestimmt. Es gab eine Dank-Feierstunde, Neueinkleidung
durch die von Tutzing herbeigeeilte Priorin und eine erste feierliche hl. Messe
mit dem ebenfalls schnellstens von St. Ottilien herbeigereisten Vater Erzabt
Chrysostomus. Die Ankunft in München war noch durch eine hl. Messe mit
Kardinal Wendel ausgezeichnet, und dann ging es im geschmückten Bus endlich
heim ins Mutterhaus! Nach längerer Erholungszeit in Bernried und Tutzing
bekam Sr. Ambrosia wiederum eine verantwortliche Aufgabe, nämlich die der
Oberin in Wessobrunn, von Herbst 1954-1957. Danach wurde sie als Subpriorin
nach Tutzing zurückberufen und hatte dieses letzte Amt bis September 1961 inne.
Von da an waren ihr ruhigere Tage beschieden im Krankenhaus-Nähzimmer in
Tutzing. Wie sie diese letzten neun Lebensjahre verstand und lebte, mögen ihre
eigenen Worte sagen: „ Immer und überall war ich glücklich, und ich kann dem
guten Gott nicht genug danken für seine wunderbare Hilfe und Führung!" Das
Fest der Goldenen Profess am 21. März 1970 gab noch einen letzten Glanzpunkt
in ihr stilles Leben. Das Zusammenleben-dürfen in einem Haus mit Sr. Maxima,
ihrer jüngeren leiblichen Schwester, mag manche Freude und Wärme in ihren
ruhigen Alltag gebracht haben.
Requiescat in Pace.
Anmerkung:
In der Pfarrchronik 1980-1989 St. Laurentius Kenzingen schreibt Pfarrer Gebhard Heil u.a. „Schwester
Ambrosia Engler zum Gedenken. Hartes Schicksal einer Ordensfrau. 1954 kam diese Kenzinger
Bürgerstochter nach Kenzingen zu Besuch. Es läuteten alle Glocken, die Stadtmusik spielte. In der Kirche
berichtete sie in ihrer bescheidenen Art äußerst beeindruckend über ihren Leidensweg. Am 29.Mai 1980
starb sie und wurde auf dem dortigen Klosterfriedhof begraben"
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