http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0236
Im Bereich der Kante der an vielen Stellen überfluteten Rheinebene, auch der sehr
stark versumpften Breisgauer Bucht, zu den trockeneren und hochwassersicheren
Erhebungen der Vorbergzone oder des Randes des Kaiserstuhls, fanden sich gute
Bedingungen für diese sehr frühen ersten Wege. Die ziehenden Menschen fanden
wiederkehrende Pfade durch die Wildnis, die weitgehend trocken und eben
begangen werden konnten.
Damit lag unsere Gemarkung bereits seit der frühesten Besiedlungsgeschichte
an einem weitreichenden Fernverkehrsweg. Es sind diese Wege, auf denen
die Menschen nomadisierend gezogen sind, älter als die dauerhaften
Siedlungsstätten.
Die Lage und die Richtung der Verkehrswege, insbesondere von Nord nach
Süd, waren somit von Anbeginn über die ganze Länge des Oberrheingrabens
vorgezeichnet. Durch den Kaiserstuhl war auch ein Richtungshinweis für eine
Verbindung nach Westen gegeben. Durch den Schwarzwald und seine geeigneten
Täler die Richtung nach Osten. Mit zunehmender Erwärmung nach der letzten
Eiszeit verbesserten sich die allgemeinen Lebensbedingungen. An geeigneten
Plätzen und durch einen langen Prozess kultureller Entwicklung zu Ackerbau und
Viehzucht fanden die Menschen Möglichkeiten, sich ausreichend zu ernähren.
Dennoch mussten Siedlungsplätze bestimmte Kriterien erfüllen, damit sie
dauerhaft bewohnt werden konnten.
Die sehr frühe Siedlung Kenzingen entstand an einem Ort, der für Sesshaftigkeit
nicht nur geeignet war, sondern den Menschen gute Bedingungen bot. Sie
entstand an einem Ort der, wie die frühen Pfade, nicht mehr in der immer
wieder von der Elz und dem Rhein überfluteten und versumpften Ebene lag. In
den Vorbergen war sicherer Ackerbau möglich. In unmittelbarer Nachbarschaft
des Siedlungsplatzes fanden sich fruchtbare und relativ leicht zu bearbeitende
Böden. Aus der Elz konnten Fische gewonnen werden. Mit dem Wald war Brenn-
und Baumaterial vorhanden. Es gab frisches Quellwasser. Nomadisierende
Menschen haben dies auf ihren wiederkehrenden Wanderungen erkannt und sich
hier niedergelassen. Sie wurden zu Ackerbauern und Viehzüchtern. An Orten
mit ähnlichen Bedingungen entstanden weitere Siedlungen im Rheintal. Die
Fernwege der früheren Nomadenwirtschaft indes wurden durch die zunehmende
Sesshaftigkeit nicht bedeutungslos.
Kenzingen liegt von Anbeginn an einem überregionalen Verkehrsweg
Bereits im antiken Europa bestand ein Wegenetz, auf dem über sehr große
Entfernungen Handel betrieben und Lasten transportiert wurden2. Die
Handelsvolumen waren zunächst klein und die Waren wurden über Land getragen,
von Menschen oder Tieren. Über diese frühen Handelswege kamen jedoch auch
Informationen. Etwa über neue Techniken, wie das Rad und den Wagen.
235
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0236