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Spätestens hier wird deutlich, dass der Siedlungsplatz Kenzingen seit
den frühesten Anfängen an einem Weg lag, der sich in der Folge zu einer
wichtigen europäischen Fernhandelsroute entwickelte, die bereits in der
Antike bestand.
Er war an die ganze damals bekannte Welt angebunden. Händler zogen mit
Waren und brachten Informationen. Brachten auch die Information, dass es
hinter dem erkennbaren Horizont weitergeht, dass auch dort Menschen leben.
Damit war grundsätzlich die Basis für alle spätere Verkehrsentwicklung des
Oberrheingrabens geschaffen. Was bis heute folgte, waren nüchtern betrachtet
technische Verbesserungen und Verdichtungen im System.
2. Die Landstraße von Frankfurt nach Basel - Handelsweg und Landverkehr
im Rheintal nach der Römerzeit
Die alten Fernwege durch das Rheintal wurden bereits unter den Kelten zu
Straßen entwickelt und ausgebaut. Die Kelten haben ihre Straßen gepflastert und
Flüsse mit Brücken oder auch mit Flößen überwunden. Sie hatten ein Straßennetz,
welches das von ihnen besiedelte Land erschlossen hat und über welches sie ihre
weitreichenden Handelsbeziehungen gepflegt haben. Die Keltenstraßen reichten
bis über die Alpen und bereits aus der Zeit vor unserer Zeitrechnung sind dort
keltische Mautstellen auf den Pässen belegt6.
Als die Römer später in unser Land gekommen sind, haben sie bereits eine
entwickelte Verkehrsinfrastruktur vorgefunden. Unter den Römern hatten die
Straßen teilweise auch andere Aufgaben zu erfüllen7.
Standen zuvor Warenaustausch und Handel im Vordergrund, ging es nun auch
darum, Einfluss im neuen Gebiet zu erhalten und auszubauen. Aus Handelswegen
wurden Heerstraßen. Auf diesen Straßen wurden auch Zwangsabgaben nach
Rom abgeführt. So hatten beispielsweise die römischen Rheinprovinzen Getreide
direkt an Rom zu liefern. Im ganzen römischen Reich dienten die Straßen der
kolonialen Ausbeutung, ohne diese die Hauptstadt Rom nicht überlebensfähig
gewesen wäre8. Die Straßen wurden deshalb breiter ausgebaut, stärker befestigt
und es entstanden Stützpunkte der Bewachung, somit der militärischen Sicherung.
Das alles wurde weit entfernt, zentral für das damalige Reich in Rom geplant.
Die Römerstraßen waren somit weder die frühesten Straßen, noch die Basis des
Verkehrswesens in unserem Land. Sie waren die damals zeitgemäße technische
Adaptierung und durch ihre stabilere Bauweise lediglich an vielen Orten besser
erhalten, als die Vorgängerbauwerke. Teilweise kann man davon ausgehen, dass
die Römer die Provinzen nur deshalb so schnell erobern konnten, weil sie dort
schon eine gute Verkehrsinfrastruktur vorfanden.
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