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Zurück zum Zug der alten Landstraße
Mit dem Aufstieg von Freiburg wurde auch dessen Tangierung wichtiger.
Dennoch blieb der nördliche Breisgau verkehrsmäßig für viele Jahrhunderte ein
schwieriges Areal. Noch aus der späten habsburgischen Zeit, etwa vom Ende
des 18. Jahrhunderts ist bekannt, „dass die Straße zwischen Kenzingen und
Emmendingen so schlecht und der österreichische Zoll so hoch waren, dass der
Verkehr seinen Zug über Eichstetten, Balingen und Riegel nahm, anstelle auf
der direkten alten Landstraße. Eichstetten war von Bedeutung, weil die Dreisam
dort auf einer festen Brücke überquert werden konnte23". Auch am Vorabend der
napoleonischen Zeit floss die Elz im Bereich oberhalb von Emmendingen noch
in zwei Armen. Jedes Hochwasser war problematisch und die Landstraße war
oft überschwemmt und dadurch tagelang unpassierbar. Der Ortsname Wasser ist
selbsterklärend.
Gefährliche Straßen
Die Straßen des Mittelalters und ihre Nachfolgebauwerke waren nicht oder nur
sehr schwach befestigt. Meist handelte es sich um unbefestigte Naturstraßen. Sie
waren somit oft nur die Stelle im Gelände, der Geländestreifen, auf welchem
der Verkehr seinen Zug nahm. Straßenbäume in Linie hatten die Funktion,
Straßenverläufe überhaupt sichtbar zu machen.
Bis in die Neuzeit wurden überwiegend sogenannte „Lehnenfuhrwerke"
verwendet. Dabei liefen alle Zugtiere in einer Reihe hintereinander, das letzte
Zugtier ging zwischen den beiden Deichseln des Wagens. Es waren durchaus
auch 10 oder mehr Pferde hintereinander gespannt. Die Zugtiere der folgenden
Wagen liefen dann wieder in der gleichen niedergetretenen Bahn. Dadurch wurde
die Fahrbahn von allen Zugtieren an der gleichen Stelle erodiert. Hinzu kam,
dass die Räder der Wagen auch immer in den gleichen Bahnen fuhren. Durch den
fehlenden Unterbau und die fehlende Ableitung des Regenwassers entstanden auf
der Fahrbahn in Längsrichtung tiefe Rinnen, die durch die weitere Belastung und
die fehlende Straßenpflege immer tiefer wurden. Sie reichten dabei bis unter die
Wagenachsen24. Bei jedem stärkeren Regen verwandelten sich die Straßen in ein
Gewässer. Im schlammigen Wasser konnten diese Rinnen jedoch nicht erkannt
werden. Die Straßen waren tagelang unbenutzbar.
Nicht jede Reise oder jeder Warenzug konnte beliebig unterbrochen werden.
Mensch, Pferd und Wagen suchten sich ihren Pfad durch die tiefen Schlammpfutzen.
Dabei verloren die Zugtiere oft den Tritt, die Wagenräder rutschen ab, die
Fuhrwerke fielen um. Räder, Achsen und ganze Fuhrwerke brachen. Waren
wurden beschädigt und verdorben, Menschen und Zugtiere verletzt. Im besten
Fall konnten die Reisenden dann zu Fuß zur nächsten Herberge laufen. Noch
aus dem Jahre 1795 wird berichtet, dass auf der Strecke von Emmendingen nach
Offenburg insgesamt 40 Frachtwagen gleichzeitig (!) versunken sind. Dabei fand
unter anderem ein Fuhrknecht im Schlamm der Straße bei Friesenheim den Tod25.
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