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Damit ereignete sich im Durchschnitt fast auf jedem Kilometer dieser Strecke
ein Unfall. Neben der Tragik zeigt diese Zahl auch, wie stark die Straße bei ihrer
geringen Straßenbreite von 12 bis 14 Fuß frequentiert war.
Vom westlichen und nordwestlichen Ausland wurde bekannt, dass dort bereits
moderne und schnelle Eilwagencourse mit Kutschen in engen Fahrplanlagen
verkehrten. Auf Straßen der hiesigen Qualität ließen sich derart schnelle und
zuverlässige Systeme nicht realisieren.
Gleichzeitig war dort bekannt, dass sich Reisende in den damaligen Deutschen
Landen auf allerhand gefasst machen mussten:
„ Wer aus Frankreich oder Lothringen nach Deutschland über den Rhein reist,
trifft keine ununterbrochene Chausseen an. Es sind auf dem rechten Rheinufer
nur einzelne Städte durch gute Chausseen mit einander verbunden. Es fehlt aber
an einem Zusammenhang derselben zur Verbindung der großen Handelsstädte. "2e
Dies drang bis in die zeitgenössische Prosa hinein:
„Die schlechten Wege und umgeworfenen Wagen spielten in den Romanen des
18. Jahrhunderts noch eine Hauptrolle, und man hielt es z. B. für merkwürdig,
wenn auf einer Reise aus Schwaben nach der Schweiz, nach Frankreich oder nach
Frankfurt ec. kein Unglück vorkam."21
Ab Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich, besonders in den größeren
Fürstenhäusern, das Bewusstsein der Notwendigkeit eines besseren Verkehrswegesystems
. In den an Frankreich angrenzenden Gebieten von Baden-Durlach und
der Churpfalz wurden Verkehrswege bereits im frühen 18. Jahrhundert nach
französischem Vorbild aufgewertet. Der Raum Kenzingen profitierte zunächst
nicht von solchen Ausbauten.
Erst mit dem Neubau der Elzbrücken oberhalb von Kenzingen bis Hecklingen und
der Verbesserung der zughörigen Straße erfolgte im Jahre 1792 ein erster Ausbau
auch bei uns. Die vielfaltigen politischen Ereignisse jener Jahre verzögerten
jedoch weitere Baumaßnahmen.28
Zeitenwende im Verkehrswegebau - die Chaussierung
Die Napoleonischen Kriege brachten sehr viele Veränderungen über Europa. Wir
fragen uns heute auch, wie damals auf diesen Straßen hunderttausende von Soldaten
in endlosen Fußmärschen über tausende von Kilometern ihren Weg gefunden
haben? Am Ende dieser unruhigen Zeit fand sich Kenzingen als eine Kleinstadt
im neugegründeten Großherzogtum Baden wieder. Auch unser Großherzogtum
entstand aus vielen unterschiedlichen und kleinen Staatsgebilden. Erste Aufgabe
des Hauses Baden und seiner Regierung war es, diesen Staat zusammenzuführen.
Die Erschließung des Landes durch ein zusammenhängendes Verkehrswegenetz
wurde hierfür als gute Vorraussetzung angesehen.29
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