http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0253
Die vormals hierfür umfangreich vorhandenen Anlagen wie Wasserhäuser und
Lokomotivschuppen sind heute nicht mehr zu erkennen. Mit der Eröffnung der
Eisenbahn war Kenzingen wieder einmal und zukunftsweisend optimal an die
Welt angebunden. Sowohl im Personen- wie auch im Güterverkehr. Transport
und Verkehr waren ab diesem Zeitpunkt planbar, zuverlässig und risikofrei. Mit
der Eisenbahn wurde erstmalig ein für breite Bevölkerungskreise offenes und
bezahlbares Verkehrssystem geschaffen. Die Beschwerlichkeiten des Landtransports
wurden auf die Zulaufstrecken zu den Bahnstationen reduziert. Kenzingen und
Umgebung konnten schon in einer sehr frühen Phase des Eisenbahnwesens von
dieser begünstigten Situation profitieren.
Streiflicht Elzhafen
Kenzingen hatte bereits bei Gründung der Stadt einen Hafen an der Elz32. Diese
wurde über lange Zeit mit Kähnen befahren. In Kenzingen endete zu allen Zeiten die
Schifffahrt. In diesem Hafen und dem anliegenden Ladhofgelände wurden die Waren
vom Lastkahn auf Frachtwagen umgeladen. Die besondere Bedeutung des Hafens
lag auch darin, dass die Stadt Freiburg über ihn an die Rheinschiffahrt angebunden
war. Der für Freiburg später wichtige Hafen Breisach wurde erst zum Ende des
19. Jahrhunderts nach Eröffnung der Eisenbahn Freiburg - Breisach als Kohlehafen
ausgebaut. Kenzingen lag als einzige Stadt direkt an der alten Wasserstraße von
Strassburg nach Freiburg33. Die Frachtkähne wurden von Menschen den Rhein
und die Elz entlang hinaufgezogen, getreidelt. Überall an den befahrenen Flüssen
waren Treidelwege. Auf dem Rhein verkehrten größere Kähne, für deren Zug 30
Treidelknechte benötigt wurden. In Strassburg wurde von den großen auf kleinere
Flußkähne umgeladen. Mehrere Menschen haben diese dann bei jedem Wetter
mühsam bis nach Kenzingen gezogen.
Der Hafen war bedeutend und hatte Bestand etwa bis zu der Zeit, in der das Elsaß
infolge des Schwedenkrieges erstmalig französisch wurde (1648). Nach diesem
Krieg war unser Land praktisch menschenleer. Strassburg konnte als Versand- und
Transithafen für die rechtsrheinische Flussschifffahrt nicht mehr an seine vormalige
Bedeutung anknüpfen. Vom Elzhafen und dem großen Gelände des Ladhofs ist nur
noch der Name des Areals erhalten geblieben. Die heutige Kenzinger Ladhofstraße
liegt bereits recht fern von Elz und Stadtmauer. Sie gibt keinen Lagehinweis.
Viele Fragen zu diesem Elzhafen sind noch nicht beantwortet. Die Kelten, die Römer,
die Menschen des Mittelalters, alle haben sie die Wasserwege als Transportwege
genutzt. Bereits die Kelten haben Wasserwege auch geformt und die Worte „Deich",
„Wöhr" und „Wuhr" sind keltischen Ursprungs. Sie alle bedeuten einen Schutzoder
Abschlussdamm.
Sicher ist, dass der Verkehr auf dem Wasser bis in die Neuzeit im Wettbewerb zum
Verkehr auf der Straße stand. Welche Güter wurden hier angeliefert und wie weit
reichte die Bedeutung dieses Hafens?
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