http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0258
Auch der Autor erinnert sich, wie er als Kind mit seinen Freunden bei diesem
Täfelchen stand und es wurde mit Blick auf das Rathaus philosophiert und
festgestellt:
„ Vom Rathaus nach links, landabwärts, da geht es nach Hamburg. Vom Rathaus
nach rechts, landaufwärts, da geht es nach Basel. Immer nur der Straße nach.
Wer dann noch weiter ziehen möchte, der kann einfach auf der Straße weiter
fahren. Nach Basel weiter über die Alpen nach Italien, oder nach Hamburg weiter
bis ganz weit hoch in den Norden, bestimmt bis zum Nordpol. "
Mit der Verlegung unserer B3 irgendwohin nach draußen „in die Matten" ist
dieses Bewußtsein verschwunden. Heute stehen wir an der Hauptstraße trotz
Umgehungsstraße einfach nur noch an einer sehr stark befahrenen Straße durch
unsere Stadt. Fernweh mag da nicht mehr aufkommen.
Die gleiche Situation ergibt sich am vormaligen Bahnhof. Auch dort standen
immer Kinder und haben von fernen Ländern geträumt, wenn sie nach den
durchfahrenden Schnellzügen oder dem eleganten TEE-Zug geschaut haben.
Heute versperren dort hohe und Graffity-beschmierte Mauern diese Sicht - somit
auch dort kein Platz mehr für Fernweh.
Im Bereich zwischen Kenzingen, über Hecklingen bis Malterdingen ist uns in
Abschnitten mit der alten Landstraße ein Kleinod erhalten geblieben. Eine schmale
gewundene Straße, die der Topographie folgt und sich auf dem Hochgestade der
Elz an die Vorberge anlehnt. So ging dereinst Straße. Sehr gerne wird dieser
weitgehend autofreie Weg mit Muße zu Fuß oder auf dem Fahrrad, auch von
Familien und Gruppen heute für entspanntes Freizeitvergnügen genutzt.
Der gesamte Oberrheingraben von Frankfurt bis Basel ist seit vielen Jahrhunderten
ein sehr bedeutender Fernverkehrsweg und hat sich schon lange zu einer der am
stärksten frequentierten Verkehrsachsen Europas entwickelt. Wie vor tausenden
von Jahren gabelt er sich im Süden im Raum Basel und findet seine Fortsetzung
in der Alpenquerung nach Italien, oder durch die Burgundische Pforte, weiter
entlang der Rhone. In beiden Fällen in Richtung Mittelmeer. Im Norden die
Gabelung weiter entlang dem Rhein bis zu seiner Mündung und ihren Häfen,
oder weiter nach Norddeutschland.
Kenzingen dabei als lebenswerte Kleinstadt mittendrin.
So wird es bleiben.
775 Jahre Bürgerstolz der Stadt.
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