Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
42., 43. und 44. Jahrgang, Jubiläumsband „775 Jahre Stadt Kenzingen“.2022-2024
Seite: 308
(PDF, 79 MB)
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Goldgasse - Bildbeschreibung von Miriam Mutschier

Beständig und doch vergänglich wirkt das alte Gebäude auf der Zeichnung,
welches in der Goldgasse in Kenzingen nicht weit vom Gymnasium Kenzingen
entfernt steht. Gemalt wurde es von Bernhard Mensch am 25.06.2021, der die Stadt
Kenzingen, in der er erst seit einigen Jahren lebt, für sich und seine Kunstwerke
entdeckt hat. Beim Betrachten der Zeichnung fallt auf, dass auf dem alten Haus
im Zentrum der Zeichnung ganz klar der Fokus liegt. Der Winkel, aus dem die
Zeichnung entstanden ist, gibt uns einen Blick auf zwei Seiten des Hauses. Auf
der Seite des Hauses, die in die Goldgasse hineinfuhrt, besitzt das Haus nur
eine Türe aus Holz, die den Eingang versperrt, und rechts daneben ein kleines,
vergittertes Fenster. Dass an dieser Stelle die Goldgasse beginnt, wird mit einem
Straßenschild deutlich gemacht. Die Frontseite des Hauses zeigt eine weitere Tür,
welche allerdings von einem großen Verkehrsschild überschattet wird, welches
angibt, dass in diesem Bereich ein absolutes Halteverbot gilt. Im Vordergrund
wirft das verfallene Gebäude einen dunklen Schatten auf die Straße, welcher
andeutet, dass die Sonne ihren Zenit noch nicht erreicht hat. Im Hintergrund lassen
sich weitere Häuser bis hin zum Gebäude der Kenzinger Grundschule erkennen.
Auffallend ist der große Kontrast zwischen den Häusern, die die Zeichnung zeigt.
Während die anderen einen gepflegten, in Stand gehaltenen Eindruck machen,
sticht das Haus am Beginn der Goldgasse stark hervor. Der Putz ist schon zur
Hälfte abgeblättert, die Ziegel wirken, als würde sie der nächste Sturm vom Dach
reißen, die Tür besteht aus einfach zusammengezimmerten Holzbrettern und
das einzig sichtbare Fenster ist nur mit einem Gitter verschlossen. In der linken
oberen Ecke der Zeichnung wurde ein in der Luft hängendes Schild hinzugefugt,
auf dem steht: „Zeugen vergangener Baukunst - Charme aufhaltsamen Verfalls".
Das rechte Drittel der Zeichnung wird von der herangezoomten Hausecke gefüllt.
Diese fallt dem Betrachter deshalb stark ins Auge, da sie viel nahbarer erscheint
als die Zeichnung des ganzen Hauses. Das Straßenschild an der Hausecke mit
der Aufschrift „Goldgasse" ist noch genauer zu erkennen und erhält durch das
zweifache Vorkommen auf der Zeichnung eine besondere Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig wird erkennbar, wie detailliert der herabfallende Putz und auch das
Efeu gezeichnet wurden, was zeigt, dass die Natur schon damit begonnen hat, das,
was ihr einst gehörte, zurückzugewinnen. Auch wenn sich das Gebäude langsam
verändert, steht es immer noch an der gleichen Stelle, an der es gebaut wurde,
und erinnert an die alte Baukunst der Stadt Kenzingen. Während andere Gebäude
in der Stadt schon längst renoviert, abgerissen oder neu gebaut wurden, blieb
das Haus in der Goldgasse bis heute erhalten. Der Straßenname „Goldgasse"
steht im Kontrast zum Gebäude selbst, denn wie Gold glänzt es schon lange
nicht mehr. Das Halteverbot-Schild, das direkt vor dem Haus steht, scheint dem
Zerfall seine Erlaubnis zu erteilen. Es wirkt, als würde es sagen: An diesem
Gebäude wird nichts verändert, es bleibt alles, wie es ist. Wie jedes Haus, das
jemals gebaut wurde, und sei es noch so unscheinbar wie dieses, erzählt es eine

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