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Dies wurde sehr anschaulich in bäuerlichen Szenen gespielt, entlang einer
familiären Konfliktlinie. Die burleske Aufführung mit zwischenzeitlichem Auftritt
einer Seherin, ließ auch ohne Sprachkenntnisse den Handlungsverlauf erahnen.
Alles durchgängig illuminiert durch eine Lichtbilderschau.
Danach, der Regen wollte nicht aufhören, stand der angekündigte „Sokacki
divan" (phon: Schokatschki Divan) an, eine regionale Spezialität. Wir wurden
nächtens hinaus in das freie Land entführt zu einem noch nie gesehenen Ort, den
ich als Salas (phon: Salasch) bezeichnen würde. Ich konnte schon mehrere solcher
Orte um Vinkovci kennen lernen, sie sind ideal für fröhliches Zusammensein mit
Essen, vorzugsweise Gegrilltem, Trinken und Musik. Wenn wir doch auch solche
Orte hätten...
Angekommen an diesem schönen Ort im Nirgendwo waren schon alle
Honoratioren da und es war ein reichhaltiges Büffet mit Delikatessen gerichtet,
darunter auf offenem Feuer gegrillter Stockfisch. Sitzgelegenheiten gab es keine,
was den Vorteil hatte, dass man mit vielen Leuten ins Gespräch kam. Erschienen
waren neben dem derzeitigen auch der frühere OB von Vinkovci, Mladen Karlic,
der Zupan der Gespanschaft Vukovar-Srijem, Damir Dekanic und, wie von uns
vermutet, viele Regierungsmitglieder. Und unermüdlich spielte die Tamburica-
Gruppe ihre schöne Musik.
Spät aber glücklich fielen wir erschöpft im Hotel in unsere Betten.
Am Samstag, 17.09., ging es nach dem Frühstück zu einer kleinen Stadtbesichtigung.
Die liebe Irena führte uns an den Bosut, wo wir zur Gruppe der Delegation aus
Ungarn stießen. Die Archäologin, Tihana Juric, die die Führung machte, zeigte,
dass eigentlich ganz Vinkovci auf historischem Gelände liegt, vornehmlich aus
dem Neolithikum. Jede Grabung, jede ausgehobene Baugrube kann historische
Schätze zu Tage fördern. Thema der Führung waren diesmal die „starken
Frauen von Vinkovci". Die dürfen hier gern genannt werden: Iskra Janosic, die
Archäologin, die Wirtin Rosa mit ihrem Etablissement, Marija Kozarac, die mit
ihrem Cousin Ivan Kozarac eine lebenslange unerfüllte Liebe durchleiden musste,
da die beiden zu eng verwandt waren. Er wurde darüber zum Poeten. Weiter sind
zu nennen die Künstlerin Dina Merhan Groß, Nachfahrin einer vertriebenen
jüdischen Familie, deren Skulpturen entlang des Bosut ihren Platz haben, ebenso
die Künstlerin Alojzija Ulman, deren Skulpturen im Bereich des Museums stehen.
Als die Mittagszeit nahte, ging es per Bus an den Oberlauf des Bosut, wo der
„Moto Klub Vinkovci" sein großes und weiträumiges Vereinsheim hat. Der Begriff
„Oberlauf stößt in Vinkovci auf Heiterkeit, sagt man doch über den Bosut, er
habe keine Quelle und keine Mündung und man wisse nicht in welche Richtung er
sich bewege. In Wahrheit ist er eine dereinst künstlich geschaffene Ausleitung der
Save, mäandert gelangweilt durch die südliche Gegend von Vinkovci und mündet
später wieder in die Save.
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