http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0376
Dabei sein an Orten, wo an den Schreibtischen wissenschaftlich gearbeitet und
geforscht wurde und wird: bei Anton Wild, Roland G. Foerster, Frau von Bremen,
Frau von Stackelberg, im Apothekerhaushalt Walther - Orte, an denen ich zwischen
den Stuhl- und Tischbeinen spielte und den stark konzentrierten, lebhaften
Gesprächen im Wechsel mit Lachen und Staunen der Erwachsenen lauschen durfte.
Dr. Roland G. Foerster, mit dem ich meine ersten Gehversuche meines
Schulenglisch wagte. Er war Militärhistoriker mit viel länderübergreifendem
Wissen. Er lebte mit seinem unvergesslich positiven mitreißenden Optimismus
und höchst respektvollem Umgang mit dem Gegenüber Traditionen, Liebe zum
Leben und Dinge mit Zuversicht zu pushen vor. Dies bleibt, damals noch Kind, in
liebenswerter Erinnerung.
Lotte Frank, die in ihrer Wohnung direkt neben dem Rathaus und an das Büro
des Bürgermeisters angrenzend, ihre Wissensschätze meinem Vater zugänglich
machte und deren wertvolle 7 Schreibtische und Antiquitäten ich mich nicht
traute zu berühren.
Dr. Ernst Hauler aus Rumänien, der seine Herkunft als Donauschwabe mit
viel prägenden Fluchterlebnissen beschrieb, hinterließ deutlich Spuren. Ich
verfolgte die Gespräche zwischen meinem Vater und ihm an dessen Schreibund
Küchentisch und die Vorbereitungen zu neuen Beitragstexten, Themen und
dazwischen immer wieder historische und persönliche Erlebnisse in Rumänien,
währenddessen seine Frau rumänische Genüsslichkeiten reichte.
In ganz besonderer unvergesslicher Erinnerung bleibt mir der Kunsthistoriker
Wilhelm Schneebeli - seit Anbeginn stark engagiert - der mit seinem
unverwechselbaren schweizer Dialekt immerfort anregte zu kreativem
Nachdenken, kritischem Hinterfragen, und so manch kindliche Scheu mit
herzhaftem Lachen durchbrechen konnte. Seine Lederaktentasche war bestückt
mit vielen Schätzen, die er zu Beginn von Vereinssitzungen mit dem Klick des
Metallverschlusses herauszog (Abb. 3).
Pfarrer Gebhard Heil ist und wird immer in Erinnerung bleiben mit seinem
unermüdlichen Forscherdrang, seinem Faible für die Moderne im Katholizismus,
seinen schwungvollen Reden, die Zeitgeschichte und Historie zusammenbrachten
und man sich in der Kirchenbank in seinen Reden Kraft für Geist und Seele
holte. Er liebte Sprachen, Kulturen, Länder, war selbst mit seinem Motorrad
weitgereist, ein Zeichen, dass er gerade in Kenzingen „hängen blieb". Seine
Weltgewandtheit teilte er im Vorbereitungsunterricht auf die Hl. Kommunion,
wie auch in Gottesdiensten. Ein Pfarrer, der sich Menschen und Dingen annahm,
Herzensfrische versprühte, unverwechselbare Signale für eine zeitgemäße,
moderne Kirche setzte und dabei stark die Stadtgeschichte und das Kulturleben
mitprägte. Seine zahlreichen Beiträge sind Zeugnis seiner Schaffenskraft, sein
hinterlassenes Forschungsarchiv ein Goldschatz, den es zu wahren gilt.
375
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2024/0376