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den rüstigen Jüngling wie in grossartigen "Werkstätten physischer
Ausbildung und Ertüchtigung der Menschennatur vorstellt.
Keine andere Nation der alten und neuen "Welt hat ähnliche
Betriebsamkeit in dieser Beziehung aufzuweisen. Zwar werden
auch unsere Jünglinge und Knaben nicht leicht von einem
Gedanken meto ergriffen, als von dem, ihre Jugendgenossen
an Kraft, Ausdauer und Behendigkeit zu übertreffen; aber
bei den Hellenen musste dieses Streben um so stärker hervortreten
, da bei ihnen auch der geringste Sieg, welchen ein
Knabe über den andern errang, grosse Hoffnungen erregte, ich
meine die Hoffnung, dereinst bei einem der grossen Nationalspiele
als Sieger ausgerufen zu werden und den Kranz zu
erhalten. Welch verlockende Aussicht für den griecliischen
Knaben. Wir wissen ja, welche Ehren dem Sieger am Festorte
zu Theil wurden, welche seiner bei der Heimkehr in das
Vaterland warteten, so dass Cicero wohl nicht mit Unrecht
sagen konnte, ein Olympianike werde bei den Griechen fast
höher geelirt, als ein einziehender Feldherr in Born. So hatte
das hellenische Volk ein Mittel mein*, als die neueren Staaten
und Völker, seine Jugend zur höchsten körperlichen Entwicklung
anzuregen. Und deshalb hat auch dort die gymnastische
Bildung ihre schönsten Früchte getragen.
Nirgends hat ein Volk ein so schönes Ebenmass leiblicher
und geistiger Bildung in solcher Weise verwirklicht und der
Nachwelt so viele grosse Erinnerungen zurückgelassen als die
Griechen.
Unter den geistigen Bildungsmitteln der Griechen steht
oben an die Musik. Wie die Gymnastik auf den Körper, so
ging die Musik auf den Geist, und wie Geist und Körper eins
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