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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pietzsch1877/0019
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Diese Verbreitung der Kunst unter aller Augen gab Gelegenheit
, täglich die vorzüglichsten "Werke der grössten Meister
zu bewundern. Urtheilen wir, wie billig, aus den gebieterischen
Eindruck, den die Werke der Plastik ersten Ranges durch das
Ebenmass ihrer idealen Vollkommenheit noch jetzt auf uns
machen, die wir doch nicht mitten in dem Umgebungen der
Kunst leben und die wir selten für ihr tieferes Verständniss
die Vorbildung empfangen, so können wir wohl annehmen,
dass kein Hellene diesen Meisterwerken der Skulptur ohne
scheue Verehrung und ohne aufs innerste ergriffen zu werden
nahen konnte.

Das innige Zusammenleben mit der Kunst hat das Auge
gebildet, die geistige Sehkraft bewundernswürdig geschärft,
die Fähigkeit, alles edle, schöne, gesetzmässige mitten unter gewöhnlichen
und mangelhaften Objekten wahrzunehmen, erzeugt.
Ihm verdankt die klassische Zeit das Vermögen frei von Willkür
und subjektivem Geschmack immer ein ideales Mass. zu
finden.

Uns felüt dies Bildungsmittel eigentlich so gut wie ganz;
denn die Skulptur hat es, trotz allem äusseren Bemühen ihr
Leben einzuflössen, trotz des gründlichsten Unterrichts in der
Theorie, in der neueren Zeit zu keiner Blüthe gebracht und
von einer allgemeinen Verbreitung plastischer Musterwerke
kann bei uns ganz und gar nicht die Eede sein.

Es ist dies theils andern Ursachen, ganz besonders aber
der veränderten Religion zuzuschreiben. Der plastische Sinn
der Hellenen erlosch in dem Christenthum. Dem Griechen
war die reale Welt Gott, dem Christen muss, damit er Gott
finde, die reale Welt untergehen.


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