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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pietzsch1877/0020
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Während das gebildete Heidenthum die Erscheinungen
des Lehens durch die Idee des Göttlichen erklärte, verdunkelt
das Christenthum durch den Glanz dfcs Göttlichen jede irdische
Erscheinung. Durch diese neue Offenbarung einer höhern und
wahrhaft göttlichen Religion veränderte die Erde ihre Gestalt;
das Leben ward zum Tod, der Tod zum Leben. Es war nicht
mehr die Bestimmung des Menschen sich seines Daseins auf
Erden zu freuen, sondern des höheren aber verscherzten Vaterlandes
eingedenk, über die irdischen Fesseln zu trautem, die
ihn in dem Kerker seines Leibes zurückhielten.

Die Form, auch in ihrer vollendeten Schönheit, erschien
jetzt nur als eine Scheidewand der Erkenntniss des unendlich
Vollkommenen, zu dessen Vereinigung, als dem Gegenstande
unablässiger Sehnsucht, das Zerfallen dieser irdisdien Schranken
führte. Aus der Form entstand die unendliche Schönheit, aus
dem Staube des Grabes blühten die Blumen des Paradieses
auf. Unter den Einflüssen einer so geistigen Eeligion konnte
die an strenge Form gebundene Kunst nicht mehr gedeihen;
zwei andere Künste erhoben sich über sie: die Musik, als die
geistigste Dollmetscherin des Unaussprechlichsten und am wenigsten
durch irdische Banden gefesselt, und die Malerei, welche
letztere, gemäss der in der modernen "Welt vorherrschenden Richtung
auf das häusliche und innere Leben, auch grösstenteils
einen häuslichen Charakter angenommen hat. Jede Nation
soll das sein, was sie nach ihrer ganzen Eigenthümlichkeit
am vollkommensten sein kann. Die moderne Zeit kann nicht
das Alterthum werden, wir Deutsche nicht Hellenen. .Wohl
aber sollen wir in die Tiefe der Vergangenheit schauen,- um
dort den männlichen Geist zu erfassen, ohne den nichts ge-


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