http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pietzsch1877/0026
20
die Ungleichheit der Bürger, der Völker macht die Erde elend,
sowie alle Stürme aus ungleichen Luftvertheilungen entstehen.
Aber zum Glück liegt es in der Natur der Berge, die Thäler
zu füllen. Bei der fürchterlichen Ungleichheit der Völker
in Macht, Reichthum, Kultur, kann nur ein allgemeines
Stürmen aus allen Kompassecken sich mit einer dauerhaften
"Windstille bescldiessen. Ein ewiges Gleichgewicht in
Europa setzt ein Gleichgewicht der übrigen vier Welttheile
voraus, welches man, kleine Vibrationen abgerechnet, unserer
Kugel versprechen kann. Man wird künftig so wenig einen
"Wilden als eine Insel entdecken. Die längsten Eegenmonate
haben ausgewittert. Noch steht ein Gespenst aus der Mitternacht
da, das weit in die Zeiten des Lichts hineinreicht, der Krieg!
Aber wie man vom Vesuv berechnet, dass er nur zu 43 Entzündungen
noch Stoff verschliesse, so könnte man die künf-
tigen Kriege zählen! Aus allem folgt: es kommt einmal ein
goldenes Zeitalter, das jeder Weise und Tugendhafte geniesst,
und wo die Menschen es leichterhaben, gut zu leben, weil
sie es leichter haben, überhaupt zu. leben, wo Einzelne,
aber nicht Völker sündigen, wo die Menschen nicht mehr
Freude, sondern mehr Tugend haben, wo das Volk am
Denken und der Denker am Arbeiten Theil nimmt, wo man
den kriegerischen und juristischen Mord verdammt und nur
zuweilen .Kanonenkugeln mit dem Pfluge aufackert. Wenn
diese Zeit da ist, so stockt beim Uebergewichte des Guten
die Maschine nicht mehr durch Beibungen. AVenn sie da ist,
so liegt nicht nothwendig in der menschlichen Natur, dass sie
wieder ausarte und wieder Gewitter aufziehen."
Es gehört zu den Gottmenschen Jean Pauls, wie den
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pietzsch1877/0026