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in die er sein Volk versunken sah, dass es fremde Eigenheiten
nachäffte, statt seine selbsteigenen Eigenschaften zu kultiviren,
dass die Götter, die es in Leben, Kunst und Philosophie verehrte
, falsche Götzen waren. Dies bittere Gefühl spricht sich
schon in seinem Jugenddrama „die Juden" aus, in welchem
der 19 jährige Lessing den Bedienten Christoph zum Kammermädchen
Lisette sagen lässt: ich muss meine Schande gestehen,
ich bin nur ein Deutscher. Aber — derselbe Lessing schreibt
an Gleim: Das Lob eines eifrigen Patrioten ist nach meiner
Denkungsart das letzte, wonach ich streben würde, des Patrioten
nämlich, der mich vergessen lelirte, dass ich ein Weltbürger
sein sollte; derselbe Mann ist's, der dem Sänger der
preussischen Grenadierlieder gestand, dass er überhaupt von
der Vaterlandsliebe nur den Begriff habe, dass sie aufs höchste
eine heroische Schwachheit sei, die er gern entbehre. Lessings
.Nationalitätsstreben ging nicht hinaus über die Forderung der
Selbstachtung, sein Patriotismus war nichts weiter, als
die Pflicht eines jeden Volksgenossen dahin zu wirken, dass
das Volk, zu dem er gehört, durch Kultivirung seiner Eigenschaften
sich der Achtung anderer kultivirter Nationen würdig
mache. Alles, was darüber hinaus lag, schien dem Weltbürger
für ein TJebel. Scliiller nannte die Vaterlandsliebe, der elterlichen
und ehelichen Liebe und der Freundschaft gegenüber,
eine künstliche Pflicht. Seine immer auf die ganze Gattung und
die rein menschliche gehende Denkweise schloss besondere
nationale Absichten, ebenso wie die moralischen, von seiner
Poesie aus. Aber Schilleren lag recht im Gegensatze zu Goethe
die Entwicklung der ganzen Menschheit an der Seele; er
musste also wohl auch ein Herz für sein Volk haben. Er ist zum


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