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selbst fällig erachten, ewiges in sich aufnehmen, was anders,
als das Volk, von dem wir abstammen, von dem wir gebildet
wrurden?
Volk und Vaterland in dieser Bedeutung, als Träger
und Unterpfand der irdischen Ewigkeit liegt weit hinaus
über den Staat in der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes.
Dieser will gewisses Recht, innerlichen Frieden, und dass jeder
durch Fleiss seinen Unterhalt und die Fristung seines sinnlichen
Daseins finde. Dies alles ist nur Mittel und Bedingung
dessen, was die Vaterlandsliebe eigentlich will, das Aufblühen
des Ewigen und Göttlichen in der "Welt, immer
reiner, vollkommener und getroffener im unendlichen Fortgange.
— In diesem Glauben setzten unsre ältesten gemeinsamen
Vorfahren, als Stammvolk der neuen Bildung, sich der herandringenden
Weltherrschaft der Römer muthig entgegen. Freiheit
war ihnen, dass sie Deutsche blieben, dass sie fortfuhren
ihre Angelegenheiten selbstständig und ursprünglich ihrem
eigenen Geiste gemäss zu entscheiden, und dass sie diese
Selbstständigkeit auch auf ilire Nachkommenschaft fortpflanzten. -
Ihrem beharrlichen Widerstand verdankt es die ganze neue
Welt, dass sie da ist, so wie sie da ist. Urnen verdanken
wir, die nächsten Erben ihres Bodens, dass wir noch Deutsche
sind, dass der Strom ursprünglichen und selbstständigen Lebens
uns noch trägt; ihnen verdanken wir alles, was wir seitdem
als Nation gewesen sind.
(3. Theil.)
Wir haben ein. doppeltes Vaterland, ein grosses gemeinsames
deutsches, und ein kleineres sächsisches. Sollen wir
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