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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pietzsch1877/0035
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möglich gewesen, irgend eine geistige Richtung ganz zu verdrängen
. Immer fand sich ein Asyl für dieselbe, aus dem sie,
und vielleicht versöhnt mit dem frühem Gegner, zur geeigneten
Stunde wieder hervorbrechen konnte. Und dass dies der Fall
war, wer wollte leugnen, dass es zum Nutzen des Ganzen
gewesen sei? Ist doch nur Leben und Entwicklung da, wo
die sich widerstreitenden Ansichten im Kampfe aufeinandertreffen
und ist doch TJniformirung der Ideen das Grab des
geistigen Lebens.

Auf sächsischem Boden wurden im Laufe dieses Decen-
niums zwei grosse nationale Feste gefeiert, Feste, wie sie in
manchem andern deutschen ^Staate nicht möglich gewesen wären.
Zwar hörte derselbe Strom, der einst von den harmonischen
Tönen deutscher Sangesbrüder wiederhallte, nach Jahresfrist
den Schlachtendonner von Königgrätz — aber wenn das
Dresdener Sängerfest auch nur dazu gedient hätte, den Kontrast
zwischen ehedem und jetzt zu schärfen, den Schmerz über
den Ausbruch eines Bruderkampfes zu steigern, er hätte in
der That nichts Geringes erreicht.

Die deutschen Mittel- und Kleinstaaten haben vor Allem
eine wichtige kulturliistorische Bedeutung gehabt. Viele Lehrer
haben sich in das Geschäft der Erziehung getheilt und sie
konnten mehr .erreichen, als ein einzelner selbst unter den
günstigsten Verhältnissen voraussichtlich hätte erreichen können.
Räumen wir ein, dass die -Zersplitterung Deutschlands die
politische Machtentfaltung mehrfach geschädigt hat, stehen
wir denn aber am Ende unseres nationalen Lebens, kennen
wir denn die Ziele, die unsrer Entwicklung gestellt sind?
Sind wir Deutsche nicht vielleicht die tiefer angelegten Schüler,


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