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auf seinem Landtage die Streitigkeiten der Grossen im Lande,
bei ihm finde der Arme und Bedrängte Beistand, er schirme
die Kirchen und Schulen, erhalte den Landfrieden und schütze
die Grenzen gegen den einbrechenden Feind; — wie aber die
Herzöge über die einzelnen Stämme im Reiche gebieten, so
walte über allem Volk und allen Ländern des Reiches der
König, der höchste Richter und Heerführer des ganzen Volkes,
die letzte Zuflucht der Bedrängten und Gewaltleidenden, der
oberste Schirmherr der Kirche.
So sollte es werden und so ward es!
"Wie die strahlenden Juwelen der goldene Reif zur Krone
verbindet, und so sich das herrlichste Sinnbild irdischer Macht
gestaltet, so fasste die königliche Gewalt die deutschen Länder
zusammen, und gab ihnen, geeint erst, ilire volle Kraft und
Bedeutung.
Im 6. Jahre seiner Regierung hatte er das grosse Werk
der Einigung aller deutschen Länder und Stämme vollendet,
selbst Lothringen, das unter Conrads Regierung dem Reiche
ganz verloren gegangen, hatte er in einen, wenn immerhin
losen Verband mit demselben gebracht; ihm war gelungen,
wonach König Conrad so hartnäckig und doch so erfolglos
gestrebt hatte. Nicht mit Hass und Ungeduld, nicht mit
Drohungen und Schrecken hatte er es erreicht, sondern durch
Ruhe, klare Erkenntniss der wahren Lage der Dinge und
jene gepriesene Friedfertigkeit, ^lie ihr deutsches Blut nicht
zwecklos gegen Deutsche vergiessen liess. — So war ein Band
der Eintracht um die deutschen Stämme geschlungen worden,
das mit der Zeit fester und fester sich schürzte, von dem
umfangen die Deutschen erst zu dem klaren Bewusstsein einer
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