Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 37
(PDF, 125 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1874/0045
Ueber die Unsterblichkeit der Seele.

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wird die Behauptung aufgestellt, dass die angebliche
materielle Welt eine blosse Vorstellungswelt sei. Die
Realität der Welt wird damit gar nicht geleugnet, sondern
nur behauptet, dass die geistige Substanz sich die reale
Welt unter dem Bilde materieller Gegenstände vorstelle
oder, wie wir es ausgedrückt haben, dass, was wir materiell
oder Materie nennen, nicht Substantielles, sondern nur Erscheinung
, Phänomen immaterieller Principien sei. „Die
Materialität fallt daher gar nicht auf die Substanzen,
sondern existirt nur als eine Vorstellungsweise oder Einbildung
, aber nicht als willkürliche und erdichtete Einbildung
, sondern als eine nothwendige und allgemeine und
natürliche Form, in der wir Erfahrungen über äussere Objekte
, d. h. über andere Substanzen machen. Wir sehen
desshalb klar, dass nun die Schwierigkeit, welche den obigen
Systemen (den drei widerlegten Weltanschauungen) unlöslich
und ihnen desshalb verderblich ist, für uns keine Schwierigkeit
mehr bildet; denn wir haben nicht zwei Sorten von
Welten, die ihren Eigenschaften nach keine Gemeinschaft
haben können und dennoch der Erfahrung nach haben müssten.

Die Seele ist nach dem Verfasser selbständige Ursache,
nicht bloss Wirkung oder Funktion, und daher nicht bloss
Accidenz, sondern Substanz. Sein Beweis dafür ist, dass
jede Funktion Substanzen voraussetze, welche funktioniren
und in welchen die Funktion stattfinde: „Eine seelische
Funktion ist das TTrtheil. Das Urtheil aber kann nicht
anders stattfinden, als in einer einzigen ideellen Substanz,
weil, wenn mehrere concurrirten, und jede bloss einen Theil
der im Urtheil verbundenen Vorstellungen funktionirte, die
Einheit unvollziehbar wäre." Diesen aus dem Gebiete des
Denkens genommenen Beweis ergänzt der Verfasser sinnreich
durch andere aus dem Gebiete des Willens und Gefühls
entnommene. Ein weiterer Beweis liegt ihm in der That-
sache der ununterbrochenen Selbstgewissheit des Bewusst-
seins und der Ichheit in ihren verschiedenen Stufen. Im
Widerspruch mit Kant schreibt der Verf. mit gutem Grunde
das Bewusstsein der Individualität schon dem Kinde als
Säugling zu. Die Seele ist sich ihrer Identität in der Erinnerung
bewusst und beweiset sie in jedem Gefühl und
Urtheil (wie nicht minder im Wollen). Als selbstständige
Ursache muss die Seele auch von sich aus wirken. Jedes
Wirken setzt aber die Existenz anderer Wesen voraus, auf
die gewirkt werden kann, deren jedes ebenfalls selbständige
Ursache sein muss. In ihren Wirkungen oder Funktionen
besteht ihre Existenz. Der verschiedene Inhalt oder die
verschiedenen Formen der Seele hängen ab von den Funktionen
, die sie ausübt. Jede Seele kann drei Stufen ihrer


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