Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 124
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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124 Psychische Studien. I. Jahrg. 3. Heft. (März 1874.)

des: Der Hereingekommene trat dicht an mein Bett, stellte
sich zu meiner Linken und, mir sein Gesicht zuwendend,
legte er seine linke, ganz todtkalte Hand auf meinen Mund
und sagte laut: „Küsse meine Hand!" Physisch ausser
Stande, mich durch eine Bewegung zu hefreien, widerstand
ich in Gedanken mit ganzer Willenskraft dem gegebenen
Befehl. Wie meine Absicht errathend, drückte er seine
Hand stärker auf die Lippen und wiederholte lauter und
gebieterischer: „Küsse diese Hand!" Ich aber widerstand
in Gedanken mit noch grösserer Energie seinem Befehl.
Dann wiederholte er zum Drittenmal mit noch grösserem
Nachdruck die gleiche Bewegung und die gleichen Worte,
und ich glaubte ersticken zu müssen unter der Schwere
und Kälte der sich auf meinen Mund pressenden Hand,
nachgeben aber konnte und wollte ich dennoch nicht. —
In diesem Augenblick stand die Amme zum erstenmal auf
und ich hoffte, sie würde sich mir aus irgend einem Grunde
nähern und so das, was mit mir vorging, sehen;— meine
Erwartung erfüllte sich jedoch nicht; sie schaufelte nur
langsam die Kleine, ohne sie aus dem Bettchen zu nehmen,
kehrte dann gleich auf ihren Platz zurück und schlief sofort
wieder ein. Für mich daher keine Hülfe sehend und
fest glaubend, ohne zu wissen warum, dass ich sterbe und
dass, was mit mir geschehe, nichts anderes als der unverzügliche
Tod sei, fasste ich den Gedanken, ein Vaterunser
zu beten. Kaum hatte dieser Gedanke sich meiner bemächtigt
, als der neben mir Stehende plötzlich seine Hand
von meinen Lippen nahm und ganz laut sagte: „Also willst
Du nicht meine Hand küssen? Nun denn, hier ist, was
Dir bevorsteht!" Diese Worte sprechend, legte er mit seiner
Rechten auf meinen Nachttisch, ganz dicht neben mich eine
Pergamentrolle von der Länge eines gewöhnlichen Bogens
Schreibpapieres, und als er die Hand von ihr wegzog, vernahm
ich ganz deutlich das Rauschen eines sich entrollenden
dicken Pergamentblattes und sah sogar zur Seite mit
dem linken Auge einen Theil der Rolle, welche in diesem
halbaufgewickelten Zustande auch liegen blieb. Dann
drehte sich der neben mir Stehende weg, machte einige
Schritte vorwärts, stellte sich vor den Heiligenschrein, wobei
er mit seiner Figur das Lampenlicht vor demselben
für mich verdeckte und fing an, laut und deutlich die Worte
des von mir beabsichtigten Gebetes vom Anfang bis zum
Ende herzusagen, von Zeit zu Zeit eine langsame Verbeugungmachend
; bei jeder dieser Verbeugungen wurde mir
das Licht sichtbar und wieder verdeckt, wenn er sich aufrichtete
. Nachdem er das erwähnte Gebet mit einer Ver-

t


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