Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 131
(PDF, 125 MB)
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üeber die Unsterblichkeit der Seele.

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ehrfurchtsvollen Unterwerfung unter ihn als unseren Schöpfer
und Erhalter ist (S. 158).

Baader zeigt, dass jede Lehre, welche im allgemeinsten
Sinne des Wortes die Immanenz der Welt in Gott
leugnet, dualistischer Zerreissung Gottes und der Welt
anheimfällt (S. 155). Aber ihm ist die Immanenz nicht,
wie dem Pantheisten und Halbpantheisten, ein Theil- oder
Momentsein, Modus des Seins Gottes, sondern Befasstsein
in der Macht Gottes, als von Gott unterschiedenes Wesen
und er kennt und unterscheidet drei mögliche Weisen,
der Immanenz, je nach dem Verhalten und dem Ver-
hältniss des Geschöpfs zu ihm, anders bezüglich der
selbstischen, geistigen, anders bezüglich der selbstlosen,
nichtintelligenten Wesen.

Zur Bezeichnung der drei Weisen der so gefassten
Immanenz der geistigen Wesen bedient er sich der Ausdrücke
: Durchwohnung (Innesein in Gottes Macht), Beiwohnung
(beginnendes und vorgeschrittenes Eingehen und
Eingegangensein in Gottes Erkennen, Wollen und Wirken),
Inwohnung (vollendete Einigung mit Gottes Erkennen,
Wollen und Wirken). Bezüglich der natürlichen Wesen
finden die analogen Unterschiede statt, wie sie eben im
Selbstlosen stattfinden können.

Kehren wir nun zu dem Verfasser der vorliegenden
Schrift zurück, so können wir ihm nicht einräumen, dass
er Gott als die Substanz der Seele bewiesen habe. Wäre
diess, so hätte er doch nicht sowohl die Seele als Substanz,
sondern nur als Modus oder Modifikation der Substanz
Gottes erwiesen. Wenn jede Seele die Substanz Gottes
wäre, so wären entweder so viele Götter, als Seelen sind,
oder die Seelen wären weiter nichts als Modificationen
Gottes. Selbst wenn sie als Modificationen ewig sein
könnten, so wären sie nur unvergängliche, unselbstische und
unselbständige durch und durch determinirte Seinsweisen
Gottes; sie wären nicht selbstbewusste Individuen, sondern
selbstbestimmungsunfähige Erscheinungsweisen des Denkens
Gottes. Das würde sich zur Noth auch mit dem Spinozis-
mus vertragen.

Die Monadologie würde sich in die Modificationslehre
Spinozas auflösen. Leibniz hätte die Monadologie ganz
umsonst aufgestellt. Sein berühmt gewordenes Wort (nicht
so ganz mit vollem Recht, aber doch sehr ernsthaft gemeint
): „Wären die Monaden (als geschaffene, von Gott mit
bedingter Substantialität ausgerüstete Wesen) nicht, so
hätte Spinoza recht," wäre in seinem Namen zurückgenommen,
zur eitlen Tirade geworden.

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