Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 168
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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168 Psychische Studien. I. Jahrg. 4. Heft. (April 1874.)

hellsehend geworden war, konnte er möglicherweise einen
Theil der Erlebnisse vorher wissen, welche seiner Schwägerin
bevorstanden, und er versuchte, durch das Symbol einer Pergamentrolle
, auf welcher sie verzeichnet vorgestellt wurden,
ihr davon Kenntniss zu geben, was nicht gelang, eine
Handlung, wohl deshalb unternommen, um ihr wegen dem
verweigerten Handkuss einigermassen bange zu machen.

Von jetzt an trat seine Wirksamkeit in den Hintergrund
, und es beginnt die zweite Phase des merkwürdigen
Erlebnisses. Hatte sich bis dahin Frau A> in tagwachem
Zustande befunden, so gerieth sie bei der nun fast dreistündigen
Anwesenheit des Geistes S. und durch die damit
verbundene erschütternde Aufregung in ekstatischen Zustand
. "Was sie von jetzt an wahrnahm, wurde nicht mehr mit
dem leiblichen, sondern mit dem inneren Sinne wahrgenommen
, sie war nun selbst in das Geisterreich, oder wenn
man lieber will, in eine andere Sphäre der Existenz eingetreten
. Der überirdische Gesang, die himmlische, höchstes
Entzücken erweckende Harmonie, welche sie hörte und
die zu unbeschreiblicher Stärke wuchs, während das Zimmer
sich mit strahlendem Lichte füllte, hat sie nicht mit den
leiblichen Ohren gehört, mit den leiblichen Augen gesehen.
Haben fremde Wesen, ihren Wunsch erfüllend, jene wundervollen
Ton- und Lichterscheinungen hervorgebracht, oder
hat sie selbst, ihr unbewusst, sie aus der innersten Tiefe
ihrer Seele erzeugt? Ist letztere Annahme richtig, so
müsste man schliessen, dass in solchen erregten Zuständen
eine dem Göttlichen verwandte, schöpferische Kraft in Wirkung
kommt, der innere Poet, und Componist aus seiner
Verborgenheit hervortritt, und dass der Seele eine wunderbare
Idealität und Energie innewohnt. (Somnambulen
hören nach ihrer Angabe oft wundervolle Musik, und bei
Sterbenden ist diese keinesweges immer nur eine subjective
Empfindung, sondern wird auch von Anderen vernommen,
wofür man die myst. Erscheinungen Bd. II, S. 128—30
nachlesen kann.) Erzeugt die Psyche in manchen Fällen
himmlische Töne und himmlisches Licht, so kann sie in
anderen Fällen sich die Finsterniss und die Schrecken des
Abgrundes schaffen, und in jeder Seele liegt die Anlage
zur Seligkeit oder Verdammniss.

Die vor der Seherin stehende Gestalt wurde immer
undeutlicher, dann blieb nur noch die obere Hälfte sichtbar,
und sie löste sich gleich der Peigamentrolle nach und nach
in das schwächer werdende Licht auf, womit auch die Töne
der himmlischen Musik allmälig, wie sie sich genähert,
immer weiter sich entfernten. Die ekstatische Erregung


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