Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 231
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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Curiosa d. Zeitschrift für exacte Phil, von Dr. Fr. Hoffraann. 231

dens der Welt nennt, so will der Herbartianer nur überhaupt
das Sein als das Prius des Werdens einräumen, und
indem er die Untersuchung über das Sein Gottes aus der
Metaphysik hinausweist, hat ihm die Priorität des Seins
vor dem Werden eine ganz andere Bedeutung. Bekanntlich
nicht entfernt die, dass er, wie der Monismus, ein einziges
absolut Seiendes, wie diess auch näher bestimmt werde,
wovon alles Endliche nur vorübergehende Erscheinungsweise
sei, annähme, sondern die, dass er aus der Vielheit
des Erscheinenden oder der Erscheinungen zurückschliessen
zu dürfen, zu sollen, zu müssen glaubt, auf eine Vielheit
absolut Seiender als der Erklärungsursachen jener. Herbart
hält es für ein Vorurtheil, nur Ein absolut Seiendes für
möglich zu erachten, und nicht für widersprechend, Vielheit
absolut Seiender anzunehmen. Die Rückschlüsse aus der
Erfahrung nöthigen nach ihm zu der Annahme, dass diese
Möglichkeit Wirklichkeit und Notwendigkeit sei.

Bis dahin hatte man seit der christlichen Zeit den
atheistischen Materialismus einen Pluralismus absolut Seiender
(der Atome) behaupten sehen. Nur im heidnischen
Alterthum begegnet uns ein verwandter, im Einzelnen aber
sehr verschiedener, Dualismus und beziehungsweise Pluralismus
der Absoluten in der Lehre des Anaxagoras, die sich
insofern auf Piaton und Aristoteles fortpflanzte, insofern diese
beiden Philosophen bei allen Modificationen der Lehre des
Anaxagoras nie völlig über deji Dualismus (von Grutt und
Materie) hinauskamen.

Dass Herbart mit der Aufstellung einer Vielheit absolut
Seiender, die er Reale nennt, jedes von verschiedener, also
eingeschränkter Qualität, zugleich die Schöpfungsielire der
christlichen Weltanschauung durchbrach und ihm die
strengste monotheistische (nicht monistische) Schöpfungslehre
nur als eine andere Form des Pantheismus gelten
musste, wird vergeblich geleugnet werden. Wenn die
christliche Schöpfungslehre ein metaphysischer Irrthum sein
sollte, so könnte auf sie auch nicht ein standhaltender, aufrichtiger
Glaube gegründet werden und ganz unmöglich
könnten andere damit genau zusammenhängende Lehren
des Christenthums von den Nachfolgern Herbarts unangefochten
bleiben. Doch diese Bemerkungen würden zu nichts
helfen, wenn die Metaphysik Herbarts unerschütterlich fest
stünde. Allein sie wankt grade in ihren Fundamenten auf
nachweisbare Weise. Es genügt für meinen Zweck, einige
Hauptpunkte ins Licht zu setzen.

(Fortsetzung folgt.)


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