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Prüfung der sogenannten Geister-Mittheilungen. 249
so führen Katie und es selbst Gespräche und Disputationen
mit einander; in einem solchen Falle scheinen sie wie zwei
verschiedene Individualitäten zu sein. Die andere Spekulation
und zwar diejenige, zu welcher wir am meisten hinneigen
, ist, dass Katie ein selbstständiger Geist sei, der in
Geschmack und Neigungen mit dem Medium tibereinstimme
und ihm in Folge dessen gar sehr an Geistesfähigkeiten
gleiche. Vielleicht ist der Geist bei seinem Versuche, mit
Sterblichen zu verkehren, durch die Geisteskräfte seines
Mediums sowie durch die Bedingungen des Manifestirens
sehr beschränkt, so dass wir an dem materialisirten Geiste
eine Mischung der Individualitäten Katitfs und Miss Cook's
haben. Zeit und genaues Studium allein können diese Geheimnisse
entschleiern.
Prüfung der sogenannten Geister-Mittheilungen,
Schreiben des Dr. med. St. T. Speer an den Herausgeber
des Spiritualist zu London.
Dudley Villa, Shanklin, Isle-of-Wigh1,
den 19. Januar 1874.
Geehrter Herr! —Die beigefügten Geister-Communi-
kationen, welche durch die Mediumschaft eines Ihnen wohlbekannten
Herrn gegeben wurden, sind so merkwürdig in
Hinsicht der Entscheidung der Frage über eine von ausserhalb
einwirkende unabhängige Intelligenz und über geistige
Identität, dass mein Egoismus, sie den Lesern des Spiritualist
vorlegen zu wollen, möglicherweise Nachsicht finden
wird.
Der eigenthümliche Character dieser Oommunicationen
liegt darin: dass vielleicht in keinem einzigen Punkte,
welcher erwähnt werden konnte, das Medium selbst so absolut
jedes gewöhnlichen Unterrichts entbehrt, als über musikalische
Gegenstände; während die hier gegebenen Details
über das Leben gewisser alter Kirchen-Musiker, die angeblich
meinen Sohn (einen vierzehnjährigen Knaben) be-
einflussten, so eingehend und so absolut genau sind in jeder
Hinsicht, dass kein lebender Musiker, trotz einer frühzeitigen
Erziehung in einem Kathedral-Chore, ohne Zuhilfenahme
einer Biographie von Musikern, solche Mittheilungen
geben könnte.
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