Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 271
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1874/0279
Die Theorie d. unwillkürlichen Muskelthätigkeit v. Dr. Carpenter* 271

des Sir William Hamilton damals noch nicht veröffentlicht
waren, so wusste Niemand als seine eigenen Schüler, dass
die Lehre von der „unbewussten Cerebration" wirklich dieselbe
sei als die, welche von ihm lange zuvor als „latentes Denken"
erklärt worden war; und die beiden Bezeichnungen können
als auf dasselbe Fundamental-Princip basirt betrachtet werden
— wobei die eine dasselbe in einem technischen Gehirn-
Ausdruck, die andere durch einen technischen Geistesausdruck
wiedergiebt. Es traf sich, dass gerade, als unser
erstgenannter Artikel unter Presse ging, uns einige Fälle
mitgetheilt wurden, welche uns zu der Vermuthung leiteten,
dass die automatischen Bewegungen nicht immer von Gedanken
geleitet werden, welche dem Bewusstsein im Augenblicke
deutlich gegenwärtig sind, dass sie aber hervorgehen
können aus Eindrücken, welche durch vergangene Ereignisse
auf das Gehirn hinterlassen worden sind, — solchen Eindrücken
, wie sie Ott vag im wachen Zustande vor unseren
Gedanken flattern, aber sich am deutlichsten in Träumen,
im Delirium, oder in jenen plötzlichen Erinnerungen repro-
duciren, welche zuweilen in uns von selbst aufblitzen, warum
oder woher, können wir nicht sagen. „Dieses", fügten wir
hinzu, „ist zwar nur eine Hypothese; aber man wird sie in
strenger Uebereinstimmung finden mit den physiologischen
Ansichten, welche von Dr. Carpenter in Bezug auf die unbe-
wusste Thätigkeit des Gehirns aufgestellt wurden."

Wir sind deshalb so genau in unseren historischen Darstellungen
verfahren, weil wir es für wesentlich erachten zu
beweisen, dass die Lehre vom „latenten Denken" oder von
der „unbewussten Cerebration" nicht erfunden worden ist
zur Erklärung der in Bede stehenden Phänomene, sondern
dass sie nur gesetzmässig zu ihrer Erklärung angewendet
werden kann, nachdem sie zuvor anerkannt worden ist sowohl
in der psychologischen als physiologischen Wissenschaft und
gleich der „unbewussten Muskelthätigkeit" eine feste Basis
in unseren täglichen und stündlichen Erfahrungen besitzt.
Denn, wie Sir W. Hamilton mit Recht bemerkt hat, „der
unendlich grössere Theil unserer geistigen Schätze liegt immer
jenseits der Sphäre unseres Bewusstseins, im dunklen Hintergrunde
des Geistes verborgen", so dass, wenn wir jemals
ein Ding kennen gelernt haben, die Frage, ob wir es zu
jeder beliebigen Zeit kennen würden, einfach die ist, ob wir
es leicht aus dem Vorrathshause unserer Erinnerung repro-
duciren können. Es giebt gewisse Vorstellungen, welche,
wenn wir uns eines so materiellen Beispiels bedienen dürfen,
systematisch in Fächern aufgespeichert sind, zu denen wir
sofortigen Zutritt haben, so dass wir gemeiniglich genau


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