Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 278
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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278 Psychische Studien. I. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1874.)

was nicht Pantheismus ist, sofort als Atheismus schlimmster
Art zu brandmarken!"

Was nun das von dem Herrn Recensenten in den mit-
getheilten Textesstellen Geäusserte betrifft, so ist entschieden
in Abrede zu stellen, dass das Straussische Abhängigkeitsgefühl
bezüglich des Universums im Sinne Schleiermacher9s
gedacht, also mit ihm identisch sei, denn des Letzteren
Abhängigkeitsgefühl geht, ohne die Beziehung auf das Weltall
auszuschliessen, in letzter Instanz auf Gott, während Strauss
von Gott nichts wissen will und beim Universum stehen
bleibt.*) Ueberhaupt zeigt es von Mangel der Fähigkeit
der Unterscheidung der Geister, den tief unten stehenden,
geistverlassenen, nichts aufzubauen vermögenden Slrauss
mit einer genialen, schöpferischen Geistesgrösse wie Schleier-
macher in nächste Gesellschaft zu bringen. Aber nicht
einmal Strauss hat seine auf das schlechthinnige Abhängig-
keistsgefühl basirte Eeligion, wie verfehlt fliese Religionsbegründung
auch ist, so niedrig gegriffen, dass er, wenn er
die Notwendigkeit des Essens, Trinkens, Athmens etc. in
sein Abhängigkeitsgefühl mit aufnehmen musste, nur eine
triviale Thatsache darin erblickt hätte. Vielmehr ist nicht
zu bezweifeln, dass Strauss in jener Notwendigkeit das
Walten der ewigen Gesetze des Lebensprocesses einschliesslich
des Geistesprocesses zu erblicken glaubte. Darin vermengt
sich nun Wahres mit sehr Falschem; aber dieses
Falsche wird nicht widerlegt durch die Behauptung, dass
Essen, Trinken, Athmen etc. triviale Thatsachen seien, was
sie nur für eine triviale Auffassung sind, sondern es muss
gezeigt werden, dass der Geist nicht Funktion des Gehirns,
überhaupt nicht der Organisation der Materie ist und sein
kann, und dass Eeligion einen ^vernünftigen Sinn nicht haben
kann einem taubstummen Wesen gegenüber (wenn es auch

*> Schleiermacher huldigt in seinen Reden „Ueber die Eeligion"
weder dem gemeinen Pantheismus, noch dem Baadei*'sehen Theismus.
Seine Aeusserungen dort sind für den Theisten nicht befriedigend,
aber er lässt doch Gott nicht in die Welt aufgehen. Nach ihm ist
die Betrachtung des Frommen das unmittelbare Bewusssein von dem
allgemeinen Sein alles Endlichen im Unendlichen und durch das Unendliche
, alles Zeitlichen im Ewigen durch das Ewige. (Schleier-
macher's Werke I. 185) Diejenigen, welchen er das unendliche Sein
nicht als Ursache der Welt zu fassen scheine, lässt er in den Etläu-
terungen bedenken, dass m*ch seiner Ueberzeugung (wo vom Endlichen
die Rede) unmöglich Gott nicht könne mitgesetzt sein, und gibt
ihnen den Versuch anheim, sich die Welt als ein wahres Ali und
Ganzes vorzustellen ohne Gott (S. 266). Gleicherweise bezieht Sc/iL
in seiner christl Glaubenslehre die Abhängigkeit auf Gott. Sein
Abhängigkeitsgefühl darf also nicht mit dem Siraussischen vereinerloit
werden.


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