Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 512
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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512 Psychische Studien. I. Jahrg. 11. Heft. (November 1874.)

sollen, ohne dessen Blasebalg zu ziehen oder seine Griffklappen
zu berühren,*) unabhängig von den Tiefen ihres
eigenen Bewusstseins, dann ist eine solche Frage nicht durch
eine umfangreiche Discussion, sondern durch einen directen
Appell an den gebildeten gesunden Menschenverstand
zu entscheiden. Ist es wahrscheinlicher, dass diese
Wunderdinge wirklich so geschehen, wie sie erzählt werden,
als dass die Zeugen derselben durch ihre eigenen Einbildungen
getäuscht werden?

Die Geschichte der epidemischen Täuschungen bietet
so zahlreiche Beweise für das frühere Vorherrschen von
jetzt allgemein als höchst absurd erachteten Glaubensvorstellungen
, dass Diejenigen, welche nur eine ganz allgemeine
Bekanntschaft damit machen, unschwer Parallelen zu dem
finden werden, was wir jetzt besprochen haben. Noch vor
zweihundeit Jahren wurde z. ß. der Flug der Hexen durch
die Lüfte, damit sie an den unheiligen Orgien ihres Glaubens
theilnehmen und geschlechtlichen Verkehr mit bösen
Geistern unterhalten könnten, nicht nur an den Gerichtshöfen
durch Mengen von Zeugen bestätigt, sondern auch
von den Angeklagten selbst zugestanden, deren viele auf
den Scheiterhaufen stiegen mit dem Heldenmuthe von Märtyrern
, „welche ein gutes Bekenntnis** bezeugten", das sie
ehrlicher Weise für wahr hielten. Wenn wir einmal beginnen
, dergleichen Versicherungen mit der Vernunft zu
prüfen, so sollten wir uns vielleicht für verpflichtet halten,
uns mit dem Ausspruche des Dr. Johnson zu beruhigen,
„dass Nichts die Nicht - Existenz von Hexen beweise";
oder mit dem Schlüsse eines unserer grössten modernen
Logiker,**) welcher sich so ausschliesslich der Wissenschaft
der Erkenntnissentwickelung gewidmet hatte, dass er für
die praktische Würdigung des Werthes von Zeugnissen, von
denen wir bei der Beurtheilung des alltäglichen Lebens abhängen
, unfähig war: — „dass nämlich die spiritualistische
Lehre einen besseren Anspruch auf Annahme habe, als
irgend eine von den anderen tausend und eine Erklärungen,
welche von den Erscheinungen gegeben werden möchten."

Die Einsicht, die wir im Laufe dieser Untersuchung in
die Leichtgläubigkeit nicht bloss des Publikums im Grossen
und Ganzen, sondern auch vieler von Denen, welche seine
Achtung als Lehrer der Religion oder als erfolgreiche
wissenschaftliche Forscher erheischen, gewonnen haben, hat
uns ernstlich darüber nachdenken lassen, was in unserem

*) Niemand hat das bis jetzt behauptet. Die Redaction.
**) Professor A, De Morgan. Die Redaction.


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