Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 112
(PDF, 158 MB)
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112 Psychische Studien. VI. Jahrg. 8. Heft. (Marz 1879.)

den Sinnenempfindungen gelten müsse, als von den sub-
jectiv erzeugten Sinnenbildern. Damit fallen also zunächst
die vernichtenden Folgerungen gegen die Bedeutung des
Seherlebens überhaupt und gegen den Spiritualismus im
Besondern offenbar dahin; denn es giebt „Hallueinationen"
von entschieden objectivem Werthe, und nur das kann
die Frage sein: welch ein sicheres Kriterium für dieselben
es gebe? Sodann aber verhält die Sache selbst
sich ganz anders und zwar folgendergestalt:

Die „Aetherschwingungen" verschiedener Form, Grösse
und Geschwindigkeit, als erster Grund der Sinnenaffectionen
überhaupt, werden für unsern Organismus zu eigenthüm-
lichen, von Aussen kommenden „Beizen", welche ihn
umstimmen; und indem diese Umstimmung durch Nervenleitung
in'3 Centraiorgan fortgepflanzt wird, werden sie
hier in Bewusstsein, in Sinnenempfindungen umgesetzt
Die Wirkung geht daher in diesem Falle durchgreifend
von Aussen nach Innen; und dies Gesammtgefühl der
„Receptivität" erzeugt für unser Bewusstsein die unüberwindliche
Gewissheit einer „Aussenwelt."

Aber dieser von Aussen nach Innen gehenden "Wirkung
steht im Gesammtieben unsers Geistes ein anderes Grundvermögen
zur Seite; nicht bloss, wie man gemeinhin es
annimmt, der Gegensatz eines Wirkens von Innen
nach Aussen: — diess ist das Gebiet des Willens, als
Triebes oder als bewusster Selbstbestimmung. Sondern es
ist ein Mittleres, rein Innerliches, zugleich aber jene
beiden Gegensätze Umlassendes, gemeinsam in ihnen Mitwirkendes
. Wir haben es Phantasie genannt in ihrer
tiefsten und ursprünglichsten Bedeutung, theils nach ihrer
objectiven, instinctiv vorbewussten Thätigkeit, theils in
ihrem subjectiven, bewussten Bilderzeugen; (was eben
die sensualistisch-materialistische Denkweise „Hallucination"
zu nennen beliebt). Sie ist das eigentlich Apriorische,
Schöpferische unsers Geistes, daher zugleich Dasjenige,
was auf der Stufe des „Selbstbewusstseins" als Vernunft
sich erweist.

Nun zeigt die Psychologie durch Darlegung der Entwicklungsstadien
der Phantasiethätigkcit, dass sie zugleich
„Organ" ist, — Organ in dem doppelten Sinne einer Fähigkeit
zu activer Mittheilung und zu receptivem Sichaneignen.
Wir haben diese wichtige, bisher völlig übersehene That-
saehe „Phantasieübertragung" genannt, in der ganz
bestimmten Bedeutung: dass hierbei ohne sinnliche Vermittlung
— gleichsam hinter dem sinnlichen Bewusstsein —
von einem Geiste auf den andern Stimmungen, Vorstellungen,


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