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Philosophische Gedanken des Professor Wözel.
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den Menschen als einen Theil derselben, der darin lebt und
wirkt. Diese ganze Scene ist ihm gleichsam ein Drama,
auf dessen Entwicklung er behutsam lauscht.
Hier findet er nach den bisherigen Bemerkungen sehr
bald, dass der Mensch als Embryo aus jenen Stoffen der
Erde und Atmosphäre diejenigen besonders herauszieht,
welche seiner Natur angemessen sind, welches auch bei
seinem Eintritte aus der ersten Periode in die zweite
geschieht, wo er ihn noch ganz als Thier erblickt, aber
auch diesen Zustand bald verschwinden und neue Kräfte
sich entwickeln sieht, die zu seiner thierischen Natur
nicht nothwendig erfordert werden, nämlich Vernunft
und Freiheit, wodurch der Mensch als Geist und also
zwar erhaben über die materielle Natur, aber doch
immer nur in der Hülle derselben sich wirksam zeigt.
Diese Körperhülle besteht demnach aus mancherlei Stoffen,
welcher sich vom Anfang der Existenz des Menschen all-
mählig an ihm crystallisiren, bis die körperliche Natur einen *
gewissen Grad von Vollkommenheit erreicht hat» Doch
scheint diese physische Vollkommenheit wenigstens nicht
ganz für die Geist es Wirksamkeit schlechterdings nothwendig
zu sein. Denn selbst bei der Schwäche und Abnahme
des Körpers behalten die geistigen Kräfte ihre
Vollkommenheit, und manche derselben vermehren sich sogar
noch, z. B. die höheren Seeelenkräfte (Verstand und
Vernunft überhaupt), während die niedern, von der Sinnlichkeit
abhängenden, sich mit derselben vermindern, z. B.
die Phantasie und das Gedächtniss, die Erinnerungskraft u. s. w.
(Schluss folgt.)
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