Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 312
(PDF, 158 MB)
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312 Psychische Studien. VI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1879.)

wird darum noch nichts weniger als nothwendig, weil sie
in ihm wirklich sind. Denn miisste nicht der Zufälligkeit,
die sie ausser ihm haben sollte, auch in seiner Idee ein
Bild entsprechen? Und dieses Bild ist nur ihre Zufälligkeit
selbst. Was ausser Gott zufällig ist, wird auch in Gott
zufällig sein, oder Gott müsste von dem Zufälligen ausser
ihm keinen Begriff haben. — Ich brauche dieses ausser
ihm, so wie man es gemeiniglich zu brauchen pflegt, um aus
der Anwendung zu zeigen, d"iss man es nicht brauchen
sollte. Aber, wird man schreien: Zufälligkeiten in dem
unveränderlichen "Wesen Gottes annehmen! — Nun? Bin
ich es allein, der dieses thut? ihr selbst, die ihr Gott Begriffe
von zufälligen Dingen beilegen müsst, ist euch nie
beigefallen, dass die Begriffe von zufälligen Dingen zufällige
Begriffe sind?" —

Vor Allem ist hier zu bemerken, dass diese Verneinung
der Dinge ausser Gott nicht Sninozismus genannt werden
kann. Denn die Persönlichkeit Gottes liegt zu Grunde,
und die Unterschieclenheit der Dinge von Gott bleibt bestehen
, wird wenigstens behauptet Die Frage kann nur
sein, ob hier von Lessing Theismus oder Persönlichkeitspantheismus
gelehrt wird? Man könnte zu Gunsten des
ersten Gliedes der Alternativ e sagen, dass Lessing im Rechte
sei, ein Sein der Dinge ausser Gott im absoluten Sinne zu
leugnen. Denn ein absolutes Ausser-Gott-sein der Dinge
würde absoluler Dualismus sein, d. h. die Lehre, das^ der
Inbegriff der Dinge, das Weltall, aus und durch sich sei,
wie Gott aur, und durch sich ist. Zwei Absolute (geschweige
mehr als zwei) widersprechen sich aber und sind darum
unmöglich» Also müssen allerdings alle Dinge in Gott
sein, da nur der einige Gott absolut ist und alles Andere
nur durch ihn sein kann. Durch Gott sein heisst, durch
ihn entstanden sein und bestehen, folglich in seiner Macht
sein. Wollte Lessing mit dem In-Gott-Seiu alle Dinge
nur sagen, dass alle Dinge in Gottes Macht seien, so benahm
diess dem strengen Theismus nicht nur nichts, sondern
bestätigte ihn sogar. In diesem Sinne sind auch nach den
entschiedensten Tlieisten: Newton, Kant, Daader alle Dinge
in Gott, und diese Philosophen drücken dieses In-Gott-Sein
aller Dinge (Wesen) mit dem Begriffe der virtuellen Allgegenwart
und Alldurchdriugung Gottes aus. Da Lessing
hier nicht sagt: Alle Dinge sind in Gott und darum con-
stituirende Momente seines Wesens nnd Seins, sondern:
Alle Dinge sind in Gott, aber doch von ihm unterschieden,
so läge darin an sich noch nichts Persönlichkeitspanthe-
istisches, und dem strengen Theismus wäre damit nicht


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